Hannover-Rück-Chef kündigt Abgang an

Wilhelm Zeller will nächstes Jahr in den Ruhestand gehen · Weltweitviertgrößter Rückversicherer sucht Nachfolger auch extern

Von Herbert Fromme, Monte Carlo

Der Chef der Hannover Rück, Wilhelm Zeller, will im kommenden Jahr zurücktreten. Das kündigte der 64-Jährige gestern auf Nachfrage von Journalisten beim Weltrückversicherungstreffen in Monte Carlo an. Über seinen Nachfolger äußern sich weder Zeller noch die Obergesellschaft Talanx.

Gute Chancen auf den Chefposten bei dem weltweit viertgrößten Rückversicherer werden Vorstand Jürgen Gräber, 52, eingeräumt. Auch der 47-jährige Deutschlandchef Michael Pickel kann sich Hoffnungen machen. Möglicherweise entscheidet sich Herbert Haas, Talanx-Chef und selbst lange Finanzchef unter Zeller bei der Hannover Rück, aber auch für einen externen Kandidaten.

Der Nachfolger muss sich an den beachtlichen Leistungen Zellers messen lassen. Zeller hat das Unternehmen in einer sehr schweren Krise übernommen und saniert – und dann in einem schwierigen Umfeld gut entwickelt.

Jahrelang hatte die Hannover Rück einen schwierigen Ruf: Sie sei zu knapp kapitalisiert; das Rad, das sie drehe, sei zu groß; sie überhebe sich international. In jeder Krise eines Rückversicherers galt die Tochter des Talanx-Konzerns als nächster Kandidat für ernsthafte Probleme. Doch Zellers Geschäftsmodell zeigte sich stabiler als erwartet. Die Hannover Rück ist unter seiner Führung zur hoch respektierten und profitablen Nummer vier geworden.

Der Hannover-Rück-Chef pflegt einen kollegialen Führungsstil, hat aber auch ein langes Gedächtnis, wenn er sich schlecht behandelt fühlt. Zeller hat auch schon mal eine Journalistin von einer Pressekonferenz ausgeladen, weil er sich über sie geärgert hatte. Gelegentlich kokettiert er mit dem Erfolg – mit seinem eigenen und dem seiner Gesellschaft.

Auf dem Weltrückversicherungstreffen erhielt Wilhelm Zeller großes Lob. Die Hannover Rück, deren Chef er seit 1996 ist, habe „immer alles richtig gemacht“, sagte Analyst Michael Zboron von der US-Ratingagentur AM Best. Zboron charakterisierte die wichtigsten Gesellschaften nach Kriterien wie Diversifizierung, vorsichtige Expansion in Nischen, Rückzug aus unprofitablem Geschäft oder solide Kapitalanlagen.

Diese Art Anerkennung ist wichtig für den 64-jährigen Zeller. Seine rigide Politik, den Gewinn vor den Umsatz zu stellen, erfreut die Aktienmärkte, war aber nicht immer unumstritten bei Mitarbeitern und Kunden. „Umsatz befriedigt Eitelkeiten, Gewinn macht Sinn“, sagte Zeller gestern in Monte Carlo.

Studiert hat er Betriebswirtschaft an der Fachhochschule Köln, die eine eigene Versicherungsabteilung hat. Nach Stationen bei Gerling und Zurich wechselte er 1977 zur Kölnischen Rück, bei der er Vorstand wurde. 19 Jahre später ging er als Chef nach Hannover. Zeller reist auch nach 40 Jahren im Job immer noch gern, auch beruflich. Er ist leidenschaftlicher Formel-1-Fan.

Quelle: Financial Times Deutschland

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