Vermittler zwischen hü und hott

Folgen der Krise sind für die Makler noch nicht absehbar

Von Ilse Schlingensiepen

Rückversicherungsmakler erleben zurzeit zwei gegenläufige Tendenzen, beide verstärkt durch die Finanzkrise. Die Turbulenzen auf den Kapitalmärkten haben drastisch vor Augen geführt, wie wichtig die Risikostreuung ist. Das gilt auch für die Rückversicherung. Diversifizierung bringt den spezialisierten Maklern mehr Geschäft. Aber die Erschütterungen lassen Versicherer davor zurückschrecken, Änderungen am langfristigen Rückversicherungsschutz vorzunehmen – die spezialisierten Makler haben weniger zu tun.

Ihr Markt ist überschaubar, es gibt nur wenige Anbieter. Die Großmakler dominieren, allen voran Aon aus den USA, der im Sommer den Londoner Rückversicherungsmakler Benfield übernommen hat. Neben dem Weltmarktführer besitzen auch Marsh – mit der Rückversicherungstochter Guy Carpenter – und Willis große Stücke vom Kuchen.

Neugründungen sind nicht zu erwarten, sagt Wilfried Müller, Geschäftsführer von Guy Carpenter in Deutschland. „Ein Neuer, der jetzt beginnt, würde dermaßen hohe Investitionen benötigen, dass sich das nicht lohnt“, sagt er. Die Entwicklung von Instrumenten für die Risikoanalyse ist teuer. Auf sie stützen Rückversicherungsmakler ihre Arbeit. Hinzu kommen ebenfalls hohe Investitionen ins Personal.

Geschärfter Blick fürs Risiko Makler informieren die Erstversicherer über neue Konzepte für die Rückdeckung und vermitteln sie ihnen. „Das Interesse an alternativen Produkten und neuen Märkten könnte durch die Finanzkrise einen Dämpfer bekommen“, sagt der Rückversicherungsexperte. „Die Manager warten verstärkt ab und gehen weniger schnell weg vom traditionellen Anbieter, mit dem sie gute Erfahrungen gemacht haben.“

Langfristig wird die Bedeutung der Makler steigen, erwartet Jan-Oliver Thofern, Deutschlandchef der Aon Re. Gerade hierzulande würden mehr Erstversicherer die Platzierung der Risiken in die Hände der Vermittler geben, statt selbst mit den Rückversicherern zu verhandeln, sagt er. „Deutschland ist eine der letzten Bastionen des Direktgeschäfts.“ Den Maklern hilft das durch die Krise geschärfte Risikobewusstsein der Unternehmen, glaubt Thofern. Die Gesellschaften sehen das Kreditrisiko, also dass Rückversicherer ausfallen und Schäden nicht mehr bezahlen können. „Unternehmen, die einen sehr großen Anteil der Rückversicherung zu einem Anbieter geben und alles auf eine Karte setzen, werden diese Strategie überdenken“, sagt Thofern. Der Trend zur Risikostreuung werde sich deshalb weiter verstärken.

Feste Größe im Markt Negative Erfahrungen mit der Risikobündelung hat die DEVK gemacht. Sie hatte traditionell ihre großen Risiken bei der Gerling Globale Rück platziert und wurde von deren Zusammenbruch im Jahr 2002 kalt erwischt. Seitdem streut der Kölner Versicherer seine Rückversicherung bewusst. Aus Sicht der DEVK nimmt die Bedeutung der Makler für Deckung suchende Unternehmen aber tendenziell eher ab, sagt Angelo Onolfo, Leiter Passive Rückversicherung/Head of Insurance Riskmanagement bei der DEVK. Die Spezialisten blieben dennoch für Teilbereiche wichtig. „Zwar platzieren wir – anders als in der Vergangenheit – nicht alle Rückversicherungsabgaben über Makler, jedoch greifen wir insbesondere für unser Naturkatastrophenprogramm sowie im fakultativen Bereich gerne auf das weltweite Know-how und die vorhandene Expertise der Makler zurück“, sagt Onolfo.

Der Weltmarktführer Münchener Rück bekommt in der Nicht-Lebensversicherung ein Drittel seines Geschäfts über Makler. Das Unternehmen pflege „ausgezeichnete Beziehungen“ mit ihnen, sagt Vorstand Torsten Jeworrek. „Sie ermöglichen Erstversicherern einen breiteren Kapazitätszugang sowie regionalen Rückversicherern einen breiteren Kundenzugang.“

Quelle: Financial Times Deutschland

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