AWD-Mutter Swiss Life auf Talfahrt

Lebensversicherer gibt Gewinnwarnung · Aktie bricht um 20 Prozent ein ·Deutsche Tochter reduziert britisches Engagement

Der Schweizer Lebensversicherer Swiss Life revidiert seine Gewinnziele. Der Ende August in Aussicht gestellte Reingewinn in Höhe von 1,8 bis 1,9 Mrd. Franken für 2008 werde nicht erreicht, teilte das Unternehmen mit. Angesichts der Unsicherheiten an den Finanzmärkten will Swiss Life keine neue Prognose veröffentlichen. Die Aktie brach um 20,1 Prozent ein und schloss mit 87,15 Franken. Auch der zu Swiss Life gehörende deutsche Vertrieb AWD hat mit Krisenfolgen zu kämpfen und will daher nun Teile des britischen Geschäfts aufgeben.

Im fortgeführten Geschäft werde Swiss Life 2008 einen „deutlichen Verlust“ ausweisen, hieß es. Verantwortlich dafür seien erhebliche Abschreibungen auf Investitionen in Hedge-Fonds und Anleihen pleitegegangener Finanzinstitute, Wertberichtigungen auf Aktien und der starke Anstieg des Schweizer Franken. Aufgrund eines außerordentlichen Gewinns von 1,5 Mrd. Franken aus Verkäufen wird der Konzern 2008 aber voraussichtlich schwarze Zahlen schreiben.

„Trotz der schlimmen Krise an den Finanzmärkten verfügen wir über eine gute Kapitalausstattung“, sagte Vorstandschef Bruno Pfister. Swiss Life hat von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, Anleihen umzuklassifizieren, um die Auswirkungen von Marktwertschwankungen zu begrenzen. Außerdem hat der Konzern das laufende Aktienrückkaufprogramm eingestellt und die Zusage zurückgezogen, an Aktionäre 600 Mio. Franken auszuschütten. Die Ratingagentur Standard und Poor’s stufte Swiss Life gestern von „A-“ auf „BBB+“ herab.

Im dritten Quartal 2008 sanken die Prämieneinnahmen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um elf Prozent auf 3,1 Mrd. Franken. In den ersten neun Monaten 2008 stiegen sie nur marginal um ein Prozent auf 14 Mrd. Franken. In Deutschland erlitt Swiss Life einen Rückgang um sieben Prozent auf 1,3 Mrd. Franken.

Im Sommer war der Versicherer mit dem Versuch gescheitert, den Finanzvertrieb MLP zu übernehmen, hält aber seither fast ein Viertel. Den Konkurrenten AWD hat Swiss Life bereits gekauft.

Auch AWD macht die Krise zu schaffen. Der Vertrieb hat im dritten Quartal 2008 gegenüber dem Vorjahreszeitraum einen Gewinneinbruch um 53,2 Prozent auf 6,5 Mio. Euro hinnehmen müssen. In den ersten neun Monaten sank der Umsatz um 12,5 Prozent auf 493 Mio. Euro, der Gewinn um 46,5 Prozent auf 24,3 Mio. Euro. Im Kernmarkt Deutschland hat AWD den Umsatz nur knapp um 1,9 Prozent auf 280 Mio. Euro gesteigert. Für das Gesamtjahr 2008 rechne er mit einem leicht positiven Ergebnis, sagte AWD-Chef Carsten Maschmeyer. 2007 hatte AWD 57,4 Mio. Euro verdient.

AWD zieht sich aus Teilen des britischen Geschäfts zurück. „Wir wollen mit einem Befreiungsschlag die Dauerverluste beenden“, sagte Maschmeyer. AWD gibt die Vermittlung von Hypotheken sowie Randaktivitäten auf und will sich auf die Vermögensberatung und Betriebsrenten konzentrieren. Die Sanierung kostet rund 40 Mio. Euro.

Anja Krüger

Quelle: Financial Times Deutschland

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