Versicherer wollen heimlich helfen

Assekuranz erwägt geräuschlose Lösung für schlingernde Unternehmen ·Versicherungstag der FTD

Die deutsche Assekuranz will in Schieflage geratene Versicherer auffangen und eine geräuschlose brancheninterne Lösung für diese Unternehmen suchen. Zugleich aber sprachen sich mehrere Vorstandschefs auf dem Versicherungstag der FTD am Freitag für möglichst große Transparenz aus. Wie sie den Widerspruch zwischen einer offensiveren Informationspolitik und der geräuschlosen Hilfe bei Problemen auflösen wollen, ließen sie indes offen.

„Die Branche muss sich in der Krise stärker als stabil profilieren“, sagte Friedrich Schubring-Giese, Vorstandsvorsitzender der Versicherungskammer Bayern. „Wir sollten nicht so tun, als seien wir reicher geworden, aber zeigen, dass wir ein sehr stabiler Faktor sind.“ Er forderte eine offensivere Informationspolitik der Assekuranz. Sollte ein Versicherer durch die Krise ins Schleudern geraten, müsse die Branche ihn auffangen.

Ein Fall wie die Mannheimer dürfe sich nicht wiederholen, betonte er. „Das darf nicht passieren, das wäre das Schlimmste, der GAU.“ Die Mannheimer Lebensversicherung fiel der Kapitalmarktkrise 2002 zum Opfer. Die Branche gründete damals die Gesellschaft Protektor, die den Bestand der Mannheimer übernahm. Der Fall schadete den Versicherern sehr. Im Altersvorsorgegeschäft stehen sie im Wettbewerb zu den Banken.

Die Assekuranz habe die einmalige Chance, ihr Geschäftsmodell als stabil darzustellen, sagte Robert Baresel vom Münsteraner Versicherer LVM. Auch er warnte vor einem zweiten Fall Mannheimer. Deshalb sei Transparenz richtig und wichtig, sagte Baresel – aber auch: „Einen Problemfall geräuschlos aufzufangen, würde ich begrüßen.“

Talanx-Chef Herbert Haas scheut die Öffentlichkeit bei einer eventuellen Rettung eines Versicherers hingegen weniger. „Entscheidend ist der Eindruck der Öffentlichkeit, dass die Branche in der Lage ist, ihre Leistungsversprechen langfristig zu erfüllen, selbst wenn einzelne nicht dazu in der Lage sind.“

Nach Auffassung des Chefs des weltweit größten Rückversicherers Münchener Rück, Nikolaus von Bomhard, ist die Finanzbranche insgesamt längst noch nicht offen genug. „Die Krise dauert auch deshalb an, weil es nicht genug Transparenz gibt“, sagte er. Viele Marktteilnehmer vermuteten, dass immer noch nicht alle Dinge auf dem Tisch liegen. Problematisch sei, dass Unternehmen bei der Rechnungslegung nach internationalen Standards Regeln unterschiedlich anwenden. Das führe zu nicht vergleichbaren Ergebnissen. Bei der Bilanzierung müssten Unternehmen so nah wie möglich die Wahrheit abbilden, forderte Bomhard. „Vernebelung hilft nicht.“

Im Gegensatz zu anderen Branchenvertretern erklärte Bomhard die Versicherer nicht per se für krisenresistent. „Bei einer Bewertung, wie gut sie durch die Krise gekommen sind, wäre ich vorsichtig“, sagte er. Im Unterschied zu anderen Marktteilnehmern in der Finanzwirtschaft aber sei die Assekuranz mit dem Umgang von Risiken vertraut. Die Erfahrungen der Großen Depression der 30er-Jahre zeigten, dass Versicherer eigentlich besser durch die Krise kommen müssten als andere. „Trotzdem werden auch wir getroffen“, sagte er.

Anja Krüger

Quelle: Financial Times Deutschland

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