Swiss Re tauscht Führungsspitze aus

Nach Vorstandschef Jacques Aigrain verlässt auch VerwaltungsratspräsidentPeter Forstmoser den Konzern · Walter Kielholz folgt nach

Von Herbert Fromme, Köln

Der Schweizer Rückversicherungskonzern Swiss Re löst nach dem Konzernchef auch den Verwaltungsratspräsidenten ab. Am 1. Mai ersetzt Walter Kielholz den früheren Hochschullehrer Peter Forstmoser als Verwaltungsratspräsidenten des angeschlagenen Rückversicherers, teilte der Konzern gestern mit.

Kielholz ist derzeit Stellvertreter Forstmosers und gilt als der eigentliche Strippenzieher des Konzerns. Der 58-Jährige führte als Vorstandschef Swiss Re von 1997 bis 2003 und holte später den Investmentbanker Jacques Aigrain an die Konzernspitze. Aigrain musste im Februar nach hohen Verlusten zurücktreten und wurde durch Stefan Lippe ersetzt. Aigrains gescheiterte Strategie, den eher langweiligen Rückversicherer zum Risikohändler und wagemutigen Kapitalanleger umzubauen, war auch Kielholz‘ Strategie. In den vergangenen zwei Jahren musste das Unternehmen 9 Mrd. Franken auf Kreditabsicherungspapiere abschreiben.

„Das ist kein wirklicher Bruch mit der Vergangenheit“, bemängelten Analysten die Ernennung gestern. „Kielholz ist mit dafür verantwortlich, dass Aigrain seine Strategie so leicht durchsetzen konnte“, sagte René Locher von Sal. Oppenheim. Doch Locher sieht auch Positives: „Das Unternehmen braucht Leute an der Spitze, die etwas von Rückversicherung verstehen.“ Betriebswirt Kielholz ist in der Tat exzellenter Kenner der Bankbranche und der Rückversicherer. Von 1977 bis 1986 arbeitete er für den Rückversicherer Gen Re, danach drei Jahre für die Schweizerische Kreditanstalt, die heutige Credit Suisse. 1989 ging er zur Swiss Re, wurde Chef und dann 2003 Präsident bei Credit Suisse. Dass der Hauptmann der Artillerie auch Ahnung von Kunst hat und für die Gründung einer Galerie mehr als ein Jahr aus dem Rückversicherungsunternehmen ausschied, schadete seiner Karriere nicht.

Kielholz gab gestern zu, dass bei Swiss Re Fehler gemacht wurden. „Im Nachhinein stellt sich heraus, dass wir schneller und entschiedener die Risiken in unserer Bilanz hätten reduzieren sollen“, sagte er. Jetzt muss er zusammen mit Konzernchef Stefan Lippe aufräumen. „Wir sind keine Investmentbank geworden“, antwortete er Kritikern, die der Führung unter Aigrain genau das vorwerfen.

Leicht wird es nicht, Swiss Re zur alten Stärke zurückzuführen. In den letzten zwei Jahren musste Warren Buffett, eigentlich ein direkter Rivale, zweimal helfen, zuletzt mit 3 Mrd. Franken. Das Vertrauen der Märkte muss sich Kielholz neu verdienen. Gestern verlor die Aktie 2,26 Prozent auf 12,09 Franken. 2007 kostete sie über 100 Franken.

Seinen Posten als Verwaltungsratschef bei der Credit Suisse gibt Kielholz auf, „um sich voll auf die Herausforderungen bei Swiss Re zu konzentrieren“. Nachfolger bei Credit Suisse wird Hans-Ulrich Doerig, bislang Kielholz‘ Stellvertreter bei der Bank.

Quelle: Financial Times Deutschland

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