Hartford bläst Vorstoß nach Deutschland ab

US-Lebensversicherer schließt Büro in Frankfurt

Von Herbert Fromme, Köln

Der defizitäre US-Versicherer The Hartford Group schließt sein Büro in Frankfurt und sagt den geplanten Eintritt in den deutschen Markt ab. Wie der Konzern in Hartford im Bundesstaat Connecticut mitteilte, fallen damit rund 50 Arbeitsplätze weg. Auch das britische Neugeschäft stellt Hartford ein, die Dubliner Tochter soll zur Abwicklung bestehender Verträge weiter bestehen. Der viertgrößte US-Lebensversicherer zieht sich ebenfalls aus dem japanischen Markt zurück. Dort hat das Unternehmen einen Bestand von 500 000 Verträgen und Kapitalanlagen von rund 30 Mrd. $.

Hartford hatte für das erste Quartal 2009 einen Verlust von 1,2 Mrd. $ gemeldet, verglichen mit 145 Mio. $ Gewinn im Vergleichsquartal des Vorjahres. Die Probleme treffen auch die Allianz, die acht Prozent an Hartford hält. Der Münchner Konzern hatte dem US-Unternehmen im Oktober 2008 mit 2,5 Mrd. $ aus der Not geholfen und sich zusichern lassen, seinen Anteil bis auf 24 Prozent erhöhen zu können. Im ersten Quartal 2009 hat die Allianz auf diese Investition bereits 112 Mio. Euro abgeschrieben.

Die Amerikaner leiden unter hohen Abschreibungen auf Kapitalanlagen und den enormen Kosten für die Garantien aus den Variable Annuities (VA), dem wichtigsten Angebot der Lebensversicherungssparte. Hinzu kommen hohe Abflüsse. Die Kapitalanlagen schrumpften um 22 Prozent von 424 Mrd. auf 330 Mrd. $.

Auch in Deutschland wollte die Gesellschaft mit VA-Verträgen auf den Markt kommen. Sie bieten variable Einzahlungs- und Anlagemöglichkeiten. Außerdem können Kunden Gewinne einfrieren und sich Einzahlungen sowie bereits verdiente Erträge garantieren lassen. Die hohen Fluktuationen am Kapitalmarkt führen dazu, dass die Garantien sehr teuer werden. Die französische Axa hatte im April den Vertrieb zweier VA-Angebote in Deutschland eingestellt, weil die Garantien zu teuer wurden.

Anders als Hartford baut der US-Rückversicherer Reinsurance Group of America (RGA) sein Deutschlandgeschäft aus. RGA ist allein in der Lebensversicherung tätig, allerdings nur als Rückversicherer. Hier ist es Marktführer in den USA. Das neu eröffnete Kölner Büro, das für Deutschland, Österreich und die Schweiz zuständig ist, wird von Ex-Converium-Manager Christoph Ludemann geleitet.

Quelle: Financial Times Deutschland

Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.

Diskutieren Sie mit