Brandung schlägt Felsen

Kolumne

Herbert Fromme

Viele Versicherer sehen ihre Branche in der Finanzkrise gern als den bekannten Fels in der Brandung, den die Württembergische als Werbeslogan einsetzt. Die Wahrheit ist, dass im Kampf zwischen Fels und Brandung langfristig immer die Brandung gewinnt. Diese Erkenntnis verdanke ich Felix Hufeld, dem Deutschlandchef des Maklers Marsh. Bei einer Fachtagung gab Hufeld der Branche einen Rat: Sie solle sich ein Vorbild im Bambus nehmen – der flexibel jedem Sturm standhält.

Recht hat er, gerade jetzt. Die Halbjahreszahlen vieler Gesellschaften – auch solcher mit sichtbaren Schwierigkeiten – sind besser, als man erwarten konnte. Ein Hauptgrund ist die Entwicklung des Aktienmarkts. Wer acht Prozent an einer problembeladenen Bank hält, tut sich viel leichter, wenn sich der Kurs seit Jahresbeginn verdoppelt hat. Das ist der Fall bei der Aareal Bank, was dem Aktionär Bayerische Beamtenversicherung spürbar Luft gibt. Auch andere Versicherer mit hohen stillen Lasten stehen besser da.

Jetzt stellt sich die Frage, wie die Unternehmen mit der Lage umgehen. Wenn sie das Hoch an der Börse nutzen und ihre Positionen in Problempapieren deutlich reduzieren, machen sie sich zukunftsfest. Aber es steht zu befürchten, dass der eine oder andere genau das nicht tut, sondern darauf setzt, dass die Kurse weiter steigen – nach dem Motto: Wir sind der Fels, uns kann keiner. Der nächste Einbruch trifft dann umso härter.

In der Vergangenheit haben schwere Krisen die Assekuranz mit einem Nachlauf von etwa einem Jahr erwischt. Das könnte auch jetzt der Fall sein. Der erwartete Anstieg der Arbeitslosenzahlen im Winter, zusammen mit der neuen Sparsamkeit der Industriekunden, dürfte den Umsatz schon 2009 und erst recht 2010 spürbar einbrechen lassen. Auch das Neugeschäft in der Lebensversicherung wird noch mehr leiden, ehe es sich erholt. Wer jetzt den Kraftmeier spielt, schwächt sein Unternehmen – und hat Probleme, dann den realen Aufschwung zu nutzen.

Herbert Fromme ist Versicherungskorrespondent der FTD.

E-Mail fromme.herbert@guj.de

Quelle: Financial Times Deutschland

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