Gewinneinbruch bei der Allianz

Halbjahresergebnis im Heimatmarkt schmilzt um mehr als 60 Prozent · Weitere Belastungen erwartet

Der Versicherungskonzern Allianz muss in Deutschland im ersten Halbjahr 2009 einen herben Gewinneinbruch hinnehmen. Für die kommenden Monate erwartet Allianz-Deutschlandchef Gerhard Rupprecht keine Trendwende. „Auch in der zweiten Jahreshälfte 2009 wird das wirtschaftliche Umfeld schwierig bleiben“, sagte er.

Anfang August hatte der Allianz-Konzern einen Gewinnsprung im weltweiten Geschäft in der ersten Jahreshälfte um 21 Prozent auf 1,9 Mrd. Euro bekannt gegeben – was allerdings zum Teil auf Sonderfaktoren wie den Verkauf von Anteilen an der Bank ICBC und Bilanzierungseffekte zurückzuführen ist. Die gestern für das Deutschlandgeschäft veröffentlichten Zahlen glänzen weniger. Der Überschuss der Allianz Deutschland brach in den ersten sechs Monaten 2009 gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 64,4 Prozent auf 521 Mio. Euro ein. Das operative Ergebnis sank um 42,7 Prozent auf 646 Mio. Euro. Der Konzern begründet das mit Sondereffekten im Vorjahr. „Hauptgrund für die starke Abnahme des operativen Ergebnisses ist, dass im Vorjahr durch den Verkauf von selbst genutzten Immobilien hohe Veräußerungsgewinne erzielt wurden“, heißt es in einer Mitteilung. Im vergangenen Jahr hatte die Allianz-Führung den Gewinn hochgeschraubt, um zu demonstrieren, dass der Konzern durch die Krise nicht in Mitleidenschaft gezogen wird. Jetzt bricht das Anlegeergebnis trotz steigender Börsenkurse ein. Das Kapitalanlagenergebnis ging um 10,3 Prozent auf 3,8 Mrd. Euro zurück.

Auch der Aufbau der neuen Allianz Bank kostet viel Geld. Der Versicherer hat zwar die Dresdner Bank an die Commerzbank verkauft. Er will aber das Bankgeschäft nicht komplett aufgeben und hat unter dem Dach der Oldenburgischen Landesbank die Allianz Bank gegründet. Im Bankgeschäft betrugen die operativen Aufwendungen 205 Mio. Euro, davon gab der Konzern für den Aufbau der Allianz Bank 94 Mio.Euro aus. Die Allianz Bank ist Anfang Juni an den Start gegangen. Rund 350 000 Kunden, die Allianz-Vertreter ursprünglich für die Dresdner Bank geworben hatten, sind zu dem neuen Institut gewechselt und haben Werte in Höhe von 3,1 Mrd. Euro darauf übertragen. Die Allianz hat in Deutschland rund 10 000 Agenturen, 130 Bankagenturen haben sich auf das Bankgeschäft spezialisiert.

Der Umsatz der Allianz Deutschland ist in den ersten sechs Monaten 2009 um 2,5 Prozent auf 14,3 Mrd. Euro gestiegen. Das Wachstum stammt vor allem aus der Lebensversicherung und den erstmals verbuchten Erträgen der Oldenburgischen Landesbank. Die Beitragseinnahmen in der Lebensversicherung kletterten um 3,9 Prozent auf 6,9 Mrd. Euro.

Der Konzern leidet unter dem anhaltenden heftigen Preiswettbewerb in der Autoversicherung, den er selbst vor einigen Jahren angezettelt hat. In der Schaden- und Unfallversicherung fielen die Prämieneinnahmen um 1,1 Prozent auf 5,7 Mio. Euro. In der Kfz-Sparte sanken die Beitragseinnahmen um 3,9 Prozent auf 2,3 Mrd. Euro. Das ist für den Versicherer schmerzhaft, weil der Gewinn traditionell in der Schaden- und Unfallversicherung und nicht im umsatzstarken Lebensgeschäft erwirtschaftet wird. Doch jetzt arbeitet der Konzern hier nicht mehr profitabel. Die Schaden-Kosten-Quote stieg auf 100,6 Prozent, nach 98,9 Prozent im Vergleichszeitraum. Das bedeutet, dass die Allianz zu jedem eingenommenen Prämien-Euro 0,6 Cent zuzahlt. Das resultiere aus den hohen Kosten für Wachstumsinitiativen im Vertrieb, hieß es. „In der zweiten Jahreshälfte erwarten wir wieder eine Verbesserung der Schaden-Kosten-Quote“, sagte Rupprecht.

Die Allianz hat 2000 neue Verkäufer für den Vertrieb gewonnen, aber auch 1700 verloren. Um den Marktauftritt zu verbessern, richtet sie Centeragenturen mit Bürokräften ein, auf die mehrere Vertreter zugreifen können. Außerdem will sie Kunden mit Migrationshintergrund besser erreichen, indem sie in den Agenturen Angebote in den jeweiligen Muttersprachen macht.

Anja Krüger

Quelle: Financial Times Deutschland

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