Der Fluch von Monte Carlo

Kolumne

Herbert Fromme

Als am 11. September 2001 Terroristen das World Trade Center in New York angriffen, war die Rückversicherungsbranche gerade bei ihrem Jahrestreffen in Monte Carlo. 2005 trafen sich die Manager dort kurz nach dem katastrophalen Hurrikan „Katrina“ und wenige Wochen vor „Rita“ und „Wilma“. 2008 ging in der Woche nach dem Treffen Lehman pleite.

Alle drei Ereignisse hatten heftige – wenn auch unterschiedliche – Auswirkungen auf die Branche. Mit Ausnahme der Hurrikans, die immer im Spätsommer auftreten, ist die zeitliche Nähe zum Branchentreffen reiner Zufall. Dennoch werden Manager bei den zahllosen Diskussionen in dem alten Piratennest (die Piraten sind heute Hotelbesitzer) mit Galgenhumor darüber spekulieren, welcher Großschaden sie denn 2009 kurz nach Monte Carlo treffen könnte.

Dahinter steht ein sehr reales Problem. Mit Recht verweisen Münchener Rück, Swiss Re und Hannover Rück darauf, dass die Finanzkrise deutliche Auswirkungen auf ihre Kunden hat. Erstversicherer wie Generali oder Provinzial müssen die Belastungen aus der Krise verdauen, ihre Kapitalbasis ist geschwächt. Deshalb, so das Kalkül der Rückversicherer, brauchen sie mehr Schutz – den sie bei ihnen kaufen. Denn der Zugang zum Kapitalmarkt ist schwierig.

Doch hat diese Medaille eine unschöne Kehrseite. Sollte es in den kommenden Wochen zu einem Milliardenschaden – etwa durch Hurrikans – kommen, haben die Rückversicherer das Problem. Sie müssen zahlen und können sich nur unter Schmerzen frisches Geld besorgen. Der früher gut funktionierende Automatismus, dass nach einem schweren Einschlag Hedge-Fonds und andere Investoren Milliarden in Rückversicherung investierten, dürfte kaum funktionieren. Und die Begeisterung anderer Anleger für Kapitalerhöhungen nach schweren Sturmschäden hält sich ebenfalls in Grenzen. Besser also, wenn diesmal nichts passiert.

Herbert Fromme ist Versicherungskorrespondent der FTD.

E-Mail fromme.herbert@guj.de

Quelle: Financial Times Deutschland

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