Nach Berlin zieht höchstens ein Ableger

Viele deutsche Verbände halten ihren Hauptsitz in Köln

Die Suche nach Verbänden, Vereinen und Interessenvertretungen, die in Köln ihren Sitz haben, ergibt beim Deutschen Verbände Forum 378 Treffer. Beim Ableger Firmeninformationsdienst Hoppenstedt, der auf Verbände und Behörden spezialisiert ist, sind es sogar 466. Köln ist also auch 18 Jahre nach dem Umzug der Bundesregierung nach Berlin ein wichtiger Standort für Institutionen und Lobbyvereinigungen. Die Befürchtung, dass die Mehrzahl der Interessenvertreter ebenfalls an die Spree zieht, hat sich nicht bestätigt. „Der Trend geht eindeutig zu einer Dependance oder Repräsentanz in Berlin“, sagt Tim Richter vom Deutschen Verbände Forum.

Und so sitzen in Köln nach wie vor viele bundesweit bekannte Organisationen: darunter die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung, der Bund Katholischer Unternehmer oder der Dachverband kritischer Aktionärinnen und Aktionäre. Neben lokalen Zusammenschlüssen wie dem Kölner Brauerei-Verband gibt es in der Dommetropole auch für die Region eher ungewöhnliche Institutionen wie den Fachverband Seenot-Rettungsmittel.

Gute Gründe fürs Rheinland Die Organisationen bleiben aus verschiedenen Gründen in Köln. Der Internationale Bustouristik Verband RDA etwa bleibt am Rhein, weil für ihn die Nähe zu Brüssel wichtig ist und in Köln jährlich die Branchenmesse RDA Workshop stattfindet. „Für die Tourismuswirtschaft und insbesondere die Bustouristik ist Brüssel wichtig, da konzentriert sich die Lobbyarbeit“, sagt Annette Heinemann vom RDA. Der RDA hat daher eine Repräsentanz in Brüssel.

Für Andreas Bücker vom VAA, der Vertretung der Führungskräfte in der chemischen Industrie, ist die Nähe zu den Mitgliedern entscheidend. „Die sitzen zu 80 Prozent entlang der Rheinschiene“, sagt er. Denn gegründet wurde der Verband von Mitarbeitern der Firmen Bayer, Hoechst und BASF. Eine kleine Repräsentanz gibt es in Berlin. „Aber wir sind weiterhin gerne in Köln“, sagt Bücker.

Auch der Verband der privaten Krankenversicherung hat in Berlin eine Dependance, der Hauptsitz aber bleibt am Rhein. „Köln hat die größte Dichte privater Krankenversicherungs-Unternehmen“, sagt Verbandssprecher Stefan Reker. „Und in einer Autostunde Entfernung zwischen Koblenz im Süden und Dortmund im Norden erreichen wir Firmen, die mehr als die Hälfte des privaten Krankenversicherungsmarkts umfassen.“ Zudem sei die Nähe zur Finanzaufsicht BaFin in Bonn von Vorteil. In Berlin hat der Verband die Referate Politik und Kommunikation angesiedelt. So halten es viele Interessenvertreter mit Zweitsitz.

Katrin Berkenkopf

Quelle: Financial Times Deutschland

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