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Munich Re ändert Strategie · Hamburg-Mannheimer und Victoria verschwinden alsMarken

Von herbert fromme, köln

Kehrtwende bei der Munich Re: Die ehemalige Münchener Rück wird ab 2010 in Deutschland Versicherungen für Endkunden vor allem unter dem Namen Ergo anbieten – die alten Marken Hamburg-Mannheimer und Victoria verschwinden. Als Spezialanbieter bleiben der Krankenversicherer DKV und der Rechtsschutzversicherer DAS im Markt. Die KarstadtQuelle Versicherungen, deren Image unter der Insolvenz des früheren Teileigners Arcandor leidet, werden in Ergo Direkt umbenannt. Arbeitsplätze sollen nicht betroffen sein.

Mit dem Schritt wollen Munich Re-Chef Nikolaus von Bomhard und Ergo-Chef Torsten Oletzky die Wachstumsschwäche im Kerngeschäft Lebensversicherung beenden. Zunächst kostet der Umbau Oletzky zufolge aber einen „mittleren zweistelligen Millionenbetrag“.

Seit Oletzky 2006 an die Ergo-Spitze gerückt ist, hat er stets betont, dass Ergo bei der Mehrmarkenstrategie bleiben will. Die gibt der Konzern jetzt in weiten Teilen auf und folgt damit den Rivalen Allianz und Axa, die in den vergangenen Jahren ihre unterschiedlichen Marken vereinheitlicht haben. „Wir haben unsere Marken nicht in allen Bereichen immer präzise positioniert, wir hatten doch deutliche Überlappungen“, sagte Oletzky zur Begründung. Außerdem habe Ergo jetzt die Gelegenheit, die Töchter mit dem starken Direktversicherer KarstadtQuelle Versicherungen unter einem gemeinsamen namen antreten zu lassen. „Der Direktvertrieb rückt näher an die Außendienstvertriebe heran, dem tragen wir Rechnung“, sagte er der FTD.

Ergo wurde 1997 gegründet, als die damalige Münchener Rück ihre Versicherer Victoria und Hamburg-Mannheimer unter ein Dach brachte. Bislang ist sie in Deutschland nur als Obergesellschaft für die operativen Unternehmen des Konzerns tätig, nicht aber als eigene Versicherungsmarke. Das ändert sich ab 2010. Im Ausland gibt es bereits jetzt schon Ergo-Versicherungen.

Künftig wird unter der Marke Ergo Leben nur noch die bisherige Hamburg-Mannheimer aktiv, die alte Victoria Leben – wegen ihrer niedrigen Verzinsung von zurzeit 3,6 Prozent ohnehin nur schwer wettbewerbsfähig – wird stillgelegt. Einzelne Versicherungsbestände – wie in der betrieblichen Altersversorgung – wandern vermutlich von der Victoria zur Hamburg-Mannheimer, künftig Ergo Leben. Sie bietet Kunden zurzeit 4,2 Prozent.

Die Victoria Leben ist damit der größte Versicherer in Deutschland, der abgewickelt wird – also kein Neugeschäft mehr annimmt und nur noch die alten Bestände verwaltet. Oletzky sagte, vielleicht fusioniere man die beiden Lebensversicherer später noch, im Moment sei das zu komplex. Für die Kunden sei es unerheblich.

In der Schaden- und Unfallversicherung fusioniert Ergo die drei Gesellschaften mit den Marken Victoria, Hamburg-Mannheimer und DAS. Das Rechtsschutzgeschäft der Hamburg-Mannheimer wandert zur DAS, die künftig nur diese Sparte betreibt. Der Krankenversicherer DKV bleibt erhalten und fusioniert mit der bisherigen Victoria Krankenversicherung. Die getrennt agierenden Vertriebe von Victoria und Hamburg-Mannheimer, die beide mit selbstständigen Vertretern arbeiten, will Oletzky erhalten. „Die Vertriebsansätze der Organisationen von Hamburg-Mannheimer und von Victoria sind deutlich unterschiedlich.“ Sie hätten eigene Profile und zögen auch verschiedene Vermittlertypen an.

Bei den KarstadtQuelle Versicherungen habe es Handlungsbedarf gegeben, weil die Gesellschaft zwar schon seit 2002 mehrheitlich zu Ergo gehört, aber unter der Arcandor-Insolvenz leidet. Außerdem habe der Insolvenzverwalter das Recht auf Vertragskündigung gehabt, einschließlich des Entzugs der Markenrechte, sagte Oletzky.

Das Industrie- und Gewerbegeschäft soll auch unter der Marke Ergo betrieben werden. Munich Re will diese Geschäftsfelder nicht in seine gerade neu aufgestellte Marke Munich Re Risk Solutions einbringen, betonte Oletzky. Dort hatte der Konzern im September die Industrieversicherungsaktivitäten gebündelt, die zur Munich Re gehören, aber nicht über Ergo gehalten werden. Auch die DKV werde nicht zur Munich Health gehen.

leitartikel25

FTD.DE/munichre

Die Marke macht’s

Quelle: Financial Times Deutschland

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