Versicherer interessiert an Provinzial

Sparkassen dementieren Verkaufsabsichten

Von Herbert Fromme, Köln,

und Melanie Bergermann, Frankfurt

International tätige Versicherer zeigen vorsichtiges Interesse an einer Übernahme des Sparkassenversicherers Provinzial Nordwest in Münster. Doch deren Eigner bestreiten, dass sie überhaupt verkaufen wollen.

Das Thema ist nach FTD-Informationen bei der Axa in Paris, der Generali in Triest und bei mindestens einem großen Versicherer in London auf dem Tisch. Offenbar klopfen Investmentbanker das Interesse an der Provinzial ab. Wie üblich in ihrer Branche könnten sie das zunächst auf eigene Initiative und ohne Mandat tun.

In das Bild passten Informationen, die vergangene Woche bei öffentlichen Versicherern umliefen. Dort hieß es, der Westfälische Sparkassen- und Giroverband habe JP Morgan beauftragt, die Möglichkeit eines Verkaufs der Provinzial Nordwest oder deren Lebensversicherer zu prüfen, um Bilanzlöcher wegen der WestLB zu stopfen. Der Verband hält 40 Prozent am Versicherer. Doch Verbandspräsident Rolf Gerlach dementierte hart. „Es gibt keinen Auftrag“, sagte er der FTD. „Bargeld brauchen wir derzeit gerade nicht.“ Die Rettung der WestLB über die Bad-Bank-Lösung habe den Charme, dass die Sparkassen dafür kein Bargeld in die Hand nehmen müssten. Außerdem dürfen Provinzial-Anteile nach einer Vereinbarung der Eigner nur untereinander oder im Sparkassenlager verkauft werden.

Möglicherweise kommt Gerlach das Interesse an der Provinzial aber nicht ungelegen. So könnte er einfach feststellen, welchen Wert der Versicherer heute auf dem Markt hat. Im Notfall könnte er den Anteil entsprechend höher bilanzieren.

Hintergrund sind die Turbulenzen bei der WestLB. Die Sparkassen sind nicht direkt an der Landesbank und den Provinzial-Gesellschaften beteiligt, sondern über ihre Verbände. Müssen sie den Wert der WestLB in ihren Bilanzen reduzieren, was keineswegs sicher ist, müssten die Sparkassen ihren Verbandsanteil ebenfalls abschreiben. Gerlach könnte das verhindern, indem er die Provinzial höher bewertet.

Quelle: Financial Times Deutschland

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