Munich Re rechnet mit Rückgang

Branchenführer warnt vor schwacher Marktentwicklung · Tochter Ergo weiter mit niedrigem Gewinn

Von Herbert Fromme, Köln

Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re hat trotz Krise den Jahresgewinn nach vorläufigen Berechnungen auf 2,56 Mrd. Euro 2009 nach 1,58 Mrd. Euro ein Jahr zuvor gesteigert. Allerdings geht das Unternehmen von einem schwachen Marktumfeld in den kommenden zwei Jahren aus. Finanzchef Jörg Schneider hält es für unwahrscheinlich, dass der Konzern 2010 das Ergebnis wiederholen kann. Er geht aber von einem Gewinn von über 2 Mrd. Euro aus. Die Aktie verlor gestern gegen den Dax-Trend 0,4 Prozent auf 108,90 Euro.

Munich Re profitierte 2009 von der ungewöhnlich niedrigen Zahl von Naturkatastrophen sowie dem starken Kapitalanlageergebnis. Aktionäre werden durch eine erhöhte Dividende am besseren Gewinn beteiligt: Sie erhalten 5,75 Euro statt 5,50 Euro.

Damit steigert der Rückversicherer, bei dem US-Investor Warren Buffett gerade seinen Anteil auf mehr als drei Prozent aufgestockt hat, seine Attraktivität für Anleger. Demselben Ziel dient das Aktienrückkaufprogramm über rund 1 Mrd. Euro, das bis Ende April abgeschlossen sein soll.

Beim Umsatz profitierte Munich Re stark von der Nachfrage nach großen Einmalabdeckungen in der Lebensrückversicherung. In diesem Geschäftsfeld liefern Rückversicherer ihren Kunden vor allem eine Entlastung der Bilanzen. Abnehmer sind Lebensversicherer, die direkt mit Endkunden Geschäfte machen.

Im Kerngeschäft Schaden- und Unfallrückversicherung sieht es weniger gut aus. Hier deckt Munich Re Erstversicherer gegen Großschäden und Katastrophen ab. Vorstand Torsten Jeworrek musste die in den vergangenen zwei Jahren vertretene Überzeugung revidieren, die Rückversicherer hätten nach Jahren fallender Preise die Trendwende geschafft.

„Generell zeigen die Preise einen leichten Abwärtstrend“, sagte Jeworrek. „Die schnelle Erholung der Finanzmärkte stärkt die Bilanzen der Versicherer und Rückversicherer.“ Das führe zu Druck in Richtung Preissenkung.

Die Verhandlungen über die Vertragserneuerungen für 2010 bestätigten die Negativentwicklung. Zum Jahresanfang standen bei Munich Re Verträge über 7,94 Mrd. Euro zur Erneuerung an. Nicht erneuert wurden davon 14,6 Prozent – teils auch, weil dem Konzern die Preise nicht reichten.

Preissenkungen im weitergeführten Bestand machten 0,4 Prozent aus, die Gesellschaft konnte Neugeschäft in Höhe von 8,3 Prozent der Ausgangssumme gewinnen. Insgesamt verlor das Unternehmen so 6,7 Prozent des zu erneuernden Umsatzes, davon 0,3 Prozent durch direkte Preissenkungen. „Für die Erneuerungen 2010 rechnen wir mit ähnlichem Preisabrieb“, sagte Jeworrek. „Wir sehen kurzfristig keinen externen Faktor, der eine Trendwende hervorbringen könnte.“

Die Rückversicherungsbranche müsse sich noch ein, zwei Jahre auf fallende Preise einstellen. Erst dann werde die Belastung der Kunden durch die Niedrigzinsen und die Krisenfolgen groß genug sein, um die Nachfrage nach Hilfe durch Rückversicherer wieder zu steigern.

Auch in der Kapitalanlage rechnet das Unternehmen mit schwierigeren Zeiten. 2009 erzielte Munich Re eine Rendite von 4,3 Prozent gegenüber 3,4 Prozent im Vorjahr. Der Konzern verdiente 7,9 Mrd. Euro nach 5,9 Mrd. Euro. Allerdings war 2008 noch durch kräftige Abschreibungen auf Aktien gekennzeichnet, die 2009 wegfielen. Die laufenden Erträge sanken wegen der niedrigen Zinsen.

„Für 2010 erwarten wir deutlich unter vier Prozent Rendite“, sagte Finanzchef Schneider. In Aktien hielt Munich Re Ende 2009 nur 2,8 Prozent. Der Konzern will diesen Wert nur vorsichtig erhöhen.

Die Tochter Ergo in Düsseldorf, der größte Erstversicherer der Munich-Re-Gruppe, steigerte den Gewinn zwar von 73 Mio. Euro 2008 auf jetzt 173 Mio. Euro. Sie ist aber immer noch weit von jenen 781 Mio. Euro entfernt, die sie im Jahr 2007 erwirtschaftet hatte.

Der Gruppenumsatz entwickelte sich positiv – die Prämieneinnahmen stiegen von 37,8 Mrd. Euro auf 41,4 Mrd. Euro. In der Rückversicherung erzielte die Gruppe Prämien von 24,8 Mrd. Euro. Die deutliche Steigerung gegenüber den 21,9 Mrd. Euro des Vorjahrs ist den Lebensrückverträgen geschuldet. Die Erstversicherung kam auf 17,5 Mrd. Euro, leicht über den 17,0 Mrd. Euro des Vorjahres.

Quelle: Financial Times Deutschland

Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.

Diskutieren Sie mit