Talanx gibt Tochter Aspecta auf

Lebensversicherer wird auf HDI-Gerling übertragen · Andere Strategie als Ergo

Von Herbert Fromme, Köln

Der Talanx-Konzern in Hannover agiert künftig nur noch mit einem Lebensversicherer in Deutschland. Nach Informationen der FTD aus Versicherungskreisen wird Talanx die Aspecta Lebensversicherung in Köln auf die HDI-Gerling Lebensversicherung übertragen. Die Talanx-Führung sei zu dem Schluss gekommen, dass der Fortbestand zweier Marken wenig Sinn mache, hieß es in Unternehmenskreisen. Talanx äußerte sich dazu nicht.

Aspecta nimmt jährlich rund 500 Mio. Euro Prämie von etwa 700 000 Kunden ein. HDI-Gerling Lebensversicherung kommt auf rund 2 Mrd. Euro Prämie bei etwa zwei Millionen Kunden.

Die Aufgabe von Aspecta fällt zusammen mit einer grundlegenden Umstrukturierung des drittgrößten deutschen Versicherungskonzerns. Talanx führt das gesamte Privatkundengeschäft mit 6,3 Mrd. Euro Prämie in einer neuen Zwischenholding zusammen. Sie wird von Vorstand Heinz-Peter Roß geleitet und steht als dritte Säule des Talanx-Konzerns neben dem Industriegeschäft und der Hannover Rück.

Das Hauptgeschäft von Aspecta sind fondsgebundene Lebensversicherungen – bei denen alle Anbieter wegen der Finanzkrise zurzeit einen schweren Stand haben. Im Jahr 2009 steigerten die deutschen Lebensversicherer den Beitrag zwar um spektakuläre 7,1 Prozent auf 85,2 Mrd. Euro. Doch war das vor allem Kunden zu verdanken, die Gelder in bankähnlichen, leicht zu kündigenden Verträgen gegen Festzins parkten, nicht in fondsgebundenen Policen.

Mit der Zusammenlegung geht Talanx bei der Bereinigung seiner Struktur einen anderen Weg als der Konkurrent Ergo, der zu Munich Re gehört. Ergo legt die Victoria Lebensversicherung still und wickelt die existierenden Bestände ab – der größte sogenannte Run-off in der deutschen Assekuranz. Ein Grund: Die Victoria Leben ist wegen niedrigerer Zinsgutschriften an die Kunden weniger konkurrenzfähig.

Talanx dagegen übernimmt nun alle Altkunden in die HDI-Gerling Lebensversicherung. Dort müssen sie in einem separaten Bestand geführt werden. Für die Kunden dürfte sich deshalb zunächst nur wenig ändern.

Talanx hatte bereits bis Ende die Aspecta-Standorte in Hamburg und Wiesbaden geschlossen und am Hauptsitz in Köln viele Verwaltungsfunktionen mit denen von HDI-Gerling Leben zusammengelegt.

Die Gesellschaft geht auf die skandalumwitterte Transatlantische Lebensversicherung in Hamburg zurück, die HDI 1995 von der britischen Gesellschaft Lloyds Abbey Life übernahm. Das war Teil der Strategie des Industrieversicherers HDI, heute Talanx, die einseitige Ausrichtung auf Industrie- und Rückversicherungsgeschäft zu überwinden und den Umsatz mit Privatkunden auszubauen.

2006 kaufte Talanx den traditionsreichen Kölner Gerling-Konzern und ist seither damit beschäftigt, seine Struktur neu zu ordnen. Der jetzt anlaufende Generalumbau ist der zweite innerhalb von vier Jahren.

Quelle: Financial Times Deutschland

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