Deutscher Reeder vernetzt US-Häfen

Schiffsfinanzierer Tobias König plant trotz hoher Auflagen Frachtliniendienst· Investoren gesucht

Der Hamburger Schiffsfinanzierer und Reeder Tobias König will einen Schifffahrts-Liniendienst zwischen US-Häfen etablieren und sucht dafür Investoren. Sein Unternehmen American Feeder Lines (AFL) hat einen Zulassungsantrag gestellt. Das hat angesichts hoher Hürden noch kein deutscher Schiffseigner gewagt.

AFL will entlang der US-Küste ein Konzept aus Europa umsetzen: Ein dichtes Netz regelmäßiger Verbindungen mit kleinen Frachtern erspart Landtransporte und dient als Zubringer für die großen Containerschiffe nach Asien und Europa. Die Ozeanriesen laufen nur wenige Häfen an, ihre Güter müssen weiterverteilt werden. Das geschieht in den USA bislang kaum per Schiff, sondern per Straße und Schiene.

„Die Straßen in den USA sind so verstopft, dass dort kein Transportwachstum mehr möglich ist“, sagte König, Gründer des Hamburger Fondshauses König & Cie. Ähnlich sehe es auf der Schiene aus. Außerdem stellten große Industriekunden zunehmend hohe Umweltschutzanforderungen an ihre Transportdienstleister. Das alles mache den Landtransport teurer und Schiffe konkurrenzfähiger.

Wer aber Schiffsverbindungen anbieten will, die nur US-Häfen anlaufen, muss dort strenge Anforderungen erfüllen. Sie sind im sogenannten Jones Act zusammengefasst. Das Gesetz stammt aus dem Jahr 1920 und soll seither heimische Reedereien und Werften vor ausländischer Konkurrenz schützen. Laut ihm müssen die eingesetzten Schiffe in den USA gebaut werden. Das ist aber so teuer, dass es sich in der Regel kaum rechnet. Deshalb hat König zehn Jahre lang die Pläne in der Schublade gelassen.

Jetzt aber sei die Zeit reif dafür, findet er. Dazu trägt bei, dass andere Schifffahrtsaktivitäten – vor allem die klassische Containerschifffahrt zwischen den Kontinenten – trotz leichter Erholung immer noch in der Krise stecken.

König hat Erfahrung mit Projekten im Ausland. Anfang 2010 legte er gemeinsam mit Levant Capital aus Dubai einen Schiffsfonds auf, der den Anforderungen des islamischen Rechts Scharia genügt.

Dennoch kann der Unternehmer eine Reederei in den USA nicht ohne einheimische Unterstützung aufbauen. Laut Jones Act muss der Eigner der Schiffe ein US-Bürger sein. König arbeitet mit dem US-Immobilientycoon Percy Pyne zusammen, mit dem er bereits bei Immobilienprojekten kooperiert.

Sollte AFL funktionieren, werde es sicher Nachahmer geben, glaubt König. „Die werden aber nicht unbedingt im Wettbewerb zueinander stehen.“ Am Ende könnte die AFL-Flotte 50 Schiffe umfassen.

Zwei Jahre lang hat AFL mit US-Werften verhandelt, bis sich zwei fanden, die neue Containerschiffe bauen wollen. Beide sind Töchter europäischer Werftkonzerne. Sie sollen bis 2012 zusammen zehn Schiffe für je 1300 Standardcontainer (Teu) abliefern. Die Kosten je Frachter liegen zwischen 70 Mio. $ und 75 Mio. $. Bei einer asiatischen Werft würde ein größeres Schiff mit 1700 Teu knapp 24 Mio. $ kosten.

Derzeit ist AFL auf Roadshow und wirbt bei institutionellen Anlegern und Private-Equity-Investoren in den USA für das Projekt. Die Zukunft für AFL sei vorgezeichnet, so König. „So ein Unternehmen muss relativ bald an die Börse gehen.“

Katrin Berkenkopf

Quelle: Financial Times Deutschland

Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.

Diskutieren Sie mit