Die Grenzen des Wachstums

Beim Kampf um Marktanteile setzen die Rechtsschutzversicherer auf neueServices

Die einen suchen ihr Heil im Ausland, die anderen hoffen, mit neuen Dienstleistungen auch in Deutschland wachsen zu können. Der Markt für Rechtsschutzversicherungen scheint hierzulande ausgereizt, Prämien und Vertragszahl stagnieren.

Rund jeder zweite Haushalt in Deutschland hat bereits eine Rechtsschutzpolice. „Irgendwo ist ein gläserner Deckel“, sagt Arag-Manager Klaus Heiermann. Der Versicherer ist im Familienbesitz und gehört zu den größten Anbietern in der Sparte. „Wir schätzen den deutschen Markt als ziemlich gesättigt ein. Damit ist das ein reiner Verdrängungswettbewerb.“

Im Kampf um Marktanteile bleibt damit die Differenzierung. „Die Produkte haben sich in den letzten fünf Jahren komplett verändert. Die Branche ist in puncto Produktentwicklung sehr rege geworden“, sagt Heiermann. Es gebe völlig neue Leistungen und das zu teilweise günstigeren Preise als vor Jahren.

Auch Rainer Tögel, Vorstandssprecher der Munich-Re-Tochter DAS, sieht gravierende Veränderungen über die vergangenen Jahre. Dienstleistungen, die den Versicherungsnehmer so früh wie möglich bei einem rechtlichen Problem erreichen, stehen heute im Vordergrund. So kann ein Versicherter vorsorglich die Telefonhotline anrufen, wenn der Chef ihn zum Gespräch bestellt hat, und er eine Kündigung befürchtet. „Wir entfernen uns dabei ein bisschen von der klassischen Versicherungsidee“, beschreibt Tögel.

Gerade deshalb aber sieht er noch Potenzial für Wachstum auch in Deutschland. Gleichzeitig gibt es immer neue Themen, bei denen Menschen rechtliche Unterstützung brauchen könnten. „Das Thema Vorsorgevollmachten etwa tragen wir gerade in die Bevölkerung, und damit gewinnen wir auch Neukunden“, sagt Tögel. Sein Unternehmen gehört zu den Marktführern. Die neuen Serviceleistungen sind natürlich auch im Interesse der Assekuranz, denn so will sie kostspielige Auseinandersetzungen vor Gericht reduzieren. „Wenn ich jemanden rechtlich stark mache, kommt es viel seltener zum Prozess.“

Ole Eilers, Vertriebsvorstand beim kleinen, konzernunabhängigen Versicherer KS/Auxilia, glaubt ebenfalls an weiteres Wachstum. „Die Welt wird komplizierter, und der Verbraucher fühlt sich oft unsicher.“ Aus neuen Lebensbereichen wie etwa dem Internet erwachse neuer Bedarf an rechtlicher Beratung.

Der Versicherer setzt ausschließlich auf den Maklermarkt. Als kleiner Anbieter sei der Name dem Endkunden oft unbekannt. Eilers glaubt an das Komplettprodukt: „Die Lebenswirklichkeit der Verbraucher ändert sich heute so schnell, da müsste man sonst ständig die Versicherung anpassen.“

Ein großes Thema bei allen Versicherern ist Mediation. Durch Schlichtung mithilfe eines Vermittlers sollen Streitigkeiten vor dem Gang zum Gericht beigelegt werden. Oft ist in Tarifen die Mediation auch für Rechtsgebiete enthalten, die ansonsten nicht versichert sind. Als Verkaufsargument sei Mediation aber noch erklärungsbedürftig, hat Arag-Experte Heiermann beobachtet. „Der Begriff allein sagt Verbrauchern wenig.“

Katrin Berkenkopf

Quelle: Financial Times Deutschland

Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.

Diskutieren Sie mit