USA lassen sich Zeit mit AIG-Ausstieg

Staatsanteil von 92 Prozent wird häppchenweise verkauft

Von Herbert Fromme, Köln

Der US-Versicherer American International Group (AIG) hat sich nach eigenen Angaben mit der US-Regierung über einen Plan für den mittelfristigen Rückzug des Staats geeinigt. Kern der neuen Vereinbarung ist die Umwandlung von staatseigenen Vorzugsaktien im Wert von 49,1 Mrd. Dollar in normale Stammaktien. Die Umwandlung erhöht den Anteil der Regierung an AIG von 80 auf 92 Prozent. Diese Aktien will Washington mittelfristig an der Börse verkaufen. Den verbliebenen AIG-Aktionären gefällt die Vereinbarung offenbar: Die Papiere gewannen am Donnerstag im frühen US-Handel 3,1 Prozent auf 38,60 Dollar.

Der Versicherungskonzern AIG musste nach der Lehman-Pleite im September 2008 von der Regierung mit mehr als 180 Mrd. Dollar gerettet werden, weil sich das Unternehmen bei der Absicherung von Kreditderivaten massiv verhoben hatte. Eine erneute Pleite eines großen Finanzhauses hatte die US-Regierung damals nicht riskieren wollen – zumal AIG diversen Großbanken wie Goldman Sachs und der Deutschen Bank seinerzeit einen niedrigen zweistelligen Milliarden-Dollar-Betrag schuldete und eine Pleite diese Institute wahrscheinlich mit in den Abgrund gerissen hätte.

Seither sind 80 Prozent der Aktien im Staatsbesitz. AIG – inzwischen vor allem unter dem Namen Chartis unterwegs – hat inzwischen eine Reihe von Tochtergesellschaften verkauft und einen Teil der Hilfsgelder zurückgezahlt. Per Ende Juni standen noch Verbindlichkeiten beim Staat von 132 Mrd. Dollar aus. Weitere 20 Mrd. Dollar direkter Schulden bei der US-Notenbank will AIG aus Gewinnen und den Erträgen aus Verkäufen von Töchtern abtragen. Dazu gehören die japanischen Lebensversicherer AIG Star Life und AIG Edison Life, die der US-Lebensversicherer Prudential für zusammen 4,8 Mrd. Dollar übernimmt. AIG bestätigte am Donnerstag die endgültige Vereinbarung mit Prudential Financial – nicht zu verwechseln mit der britischen Namensschwester Prudential PLC, deren Übernahmeversuche des Asiengeschäfts von AIG im Juni gescheitert waren.

Quelle: Financial Times Deutschland

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