Talanx räumt Altlasten beiseite

Umbau bei Tochterfirmen kostet Millionen // Gewinn schnurrt auf weniger alsdie Hälfte zusammen

Herbert Fromme , Hannover

Der Hannoveraner Talanx-Konzern räumt mit seinen Altlasten auf, um unbeschwert den Konzernumbau anzugehen. Dafür nimmt der Versicherer einen deutlichen Gewinneinbruch in Kauf: Vorstandschef Herbert Haas rechnet für das laufende Jahr mit einem Gewinn von nur 180 Mio. Euro. 2009 hatte das Unternehmen trotz Krise noch 484 Mio. Euro verdient. „Für uns ist 2010 Kehrjahr, wir wollen Haus und Konzern besenrein machen“, sagte der Talanx-Chef am Dienstagabend vor Journalisten.

Bei der Umstrukturierung will Talanx auch das Privatkunden- und Firmengeschäft zusammenlegen. Die Tochter Aspecta Leben wird mit der HDI-Gerling Leben verschmolzen. Der Konzern habe der HDI-Gerling Leben keine Altlasten mit der Fusion aufbürden wollen, sagte Haas. Der Talanx-Vorläufer HDI hatte Aspecta in den 1990er-Jahren gekauft. Das Unternehmen hatte sich auf fondsgebundene Lebensversicherungen ohne Garantien spezialisiert und nicht den besten Ruf im Markt.

Der Gewinneinbruch von Talanx lässt sich auf zwei wesentliche Faktoren zurückführen. Eine Altlast von Aspecta Leben waren die Vereinbarungen mit Rückversicherungen zur Vorfinanzierung von Abschlusskosten – ein üblicher Vorgang in der Lebensversicherung. Diese Kosten fielen bei Aspecta relativ hoch aus, um der Gesellschaft ein schnelles Wachstum zu ermöglichen. Diese Vereinbarungen löste Talanx, was allein 159 Mio. Euro kostete. Außerdem musste das Unternehmen bei Auslandstöchtern die Reserven stärken und Vertriebsorganisationen im Inland zusammenlegen oder auflösen. Für beides zusammen fielen weitere 132 Mio. Euro an.

Schon 2011 will Haas die erste Ernte einfahren. Talanx strebe eine Eigenkapitalrendite von neun Prozent bis zehn Prozent an, im laufenden Jahr seien es 3,8 Prozent. Bei den Beitragseinnahmen erwartet Talanx – zu der auch der Rückversicherer Hannover Rück gehört – einen Zuwachs von 6,6 Prozent auf 22,3 Mrd. Euro. Davon stammen 2,8 Prozent aus Währungskursänderungen. Die deutliche Geschäftsausweitung in Brasilien half beim Wachstum ebenso wie die Rückversicherung. In der Privat- und Firmenversicherung Deutschland erzielt Talanx 2010 mit 6100 Angestellten 6,7 Mrd. Euro Prämie. Das internationale Privat- und Firmengeschäft kommt auf 2,1 Mrd. Euro Prämie. Die Hannover Rück erwartet für das laufende Jahr 11,2 Mrd. Euro Prämie.

Nach der Umstrukturierung besteht der Konzen aus fünf Bereichen. Die Industrieversicherung, das Herzstück des Versicherers, ist in Deutschland und international tätig und kommt auf 3 Mrd. Euro Prämie. Hier versichert der Konzern Kunden mit mehr als 5 Mio. Euro Umsatz.

Quelle: Financial Times Deutschland

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