VHV verkündet Wachstumsstopp bei Autoversicherungen

Aggressiver Angreifer will Marktanteil jetzt stabil halten // Führende Rollein der Bauversicherung wird erweitert // FTD-Gespräch

Herbert Fromme und

Anne-Christin Gröger , Köln

Die Hannoveraner Versicherungsgruppe VHV – jahrelang einer der aggressivsten Anbieter in der Autoversicherung – will eine Wachstumspause einlegen. „Wir wollen nicht mehr deutlich über dem Markt wachsen“, sagte Vorstandschef Uwe Reuter der FTD. „Wir haben zehn Jahre lang das Geschäft mit dem Mehrfachen des Marktzuwachses gesteigert, jetzt müssen wir die Flughöhe absichern.“

Damit reagiert der fünftgrößte Autoversicherer des Landes auf die scharfe Konkurrenz in der Sparte. Seit sechs Jahren tobt ein Preiskrieg, der mittlerweile bei einigen Gesellschaften zu hohen Verlusten führt. Zwar konnten viele Versicherer höhere Preise durchsetzen. Doch diese wirken sich erst mit Verzögerung aus. Einige Anbieter verzichten daher freiwillig auf Wachstum in diesem Segment. Dass VHV jetzt auf die Bremse tritt, ist ein deutliches Signal an die Branche.

Die Vereinigte Hannoversche Versicherung (VHV), geführt von ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit, hatte das Autogeschäft in den vergangenen Jahren zunächst stark ausgebaut, um ein Gegengewicht zum Spezialgebiet Bauversicherung zu entwickeln. Dort ist VHV mit 17,4 Prozent knapp vor der Allianz Marktführer. „In diesem Bereich wollen wir auch weiter zulegen“, sagte er. Auch in Sparten wie Unfall und Gebäudeversicherung will Reuter expandieren.

„In der Autoversicherung haben wir unseren Marktanteil von 4,5 Prozent in 2009 noch einmal gesteigert“, sagte Reuter. „Wir wollen das jetzt auf dem Niveau stabilisieren.“ Zur Jahreswende hat VHV die Kfz-Tarife um rund fünf Prozent erhöht, so Reuter. „Während der Markt für 2011 mit einer weiteren Ergebnisverschlechterung rechnen muss, gehen wir von einer Verbesserung aus.“

Allerdings stand VHV 2009 mit 105 Prozent Schaden- und Kostenquote der Beiträge schlechter da als der Markt mit 103 Prozent. Schaden- und Kostenquoten zeigen das Verhältnis von Ausgaben für Schäden, Vertrieb und Verwaltung zu den Beitragseinnahmen. Liegt die Quote über 100 Prozent, macht der Versicherer technisch Verlust – verdient aber gerade in der Autoversicherung wegen der Verzinsung der hohen Schadenreserven meistens immer noch Geld.

VHV verkauft Autopolicen fast ausschließlich über Makler. „Wenn man da erfolgreich sein will, muss man als Versicherer einfach zu vermittelnde Angebote bieten“, sagte er. „Früher hatten wir auch drei Stufen: Basistarife, Mittel, Komfort. Das macht das Leben mühsamer für die Makler.“ Jetzt biete VHV ein einziges, „gut ausgestattetes“ Angebot.

Quelle: Financial Times Deutschland

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