Oletzkys Kampf um Ergo

Der Konzernchef analysiert die Skandale des Versicherers – nicht vor derPresse, sondern vor der US-Handelskammer

Herbert Fromme , Düsseldorf

Torsten Oletzky tritt selbstbewusst auf. Einer Pressekonferenz zu den jüngsten Skandalen des Hauses hat sich der Chef der Munich-Re-Tochter Ergo bislang zwar nicht gestellt. Aber vor 35 Mitgliedern der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland erläutert der Konzernchef gern, was vorgefallen ist – zum Dessert des Businesslunchs im vornehmen Breidenbacher Hof in Düsseldorf. Eine Handvoll Journalisten darf zur Tischrede dazukommen.

Die Veranstaltung war schon länger geplant, ursprünglich hätte es um harmlose Dinge gehen sollen wie den Aufbau der neuen Marke Ergo. Nach dem Skandal um Sexreisen für Vertriebsmitarbeiter nach Budapest, Riester-Verträge mit falschen Kostensätzen und die fragwürdige Umdeckung von Lebens- in Unfallpolicen ist der Termin jedoch hochaktuell.

Vor einem Jahr legte Ergo die Victoria Lebensversicherung still und fusionierte die meisten anderen Töchter unter der bislang operativ nicht benutzten Marke Ergo. „Weil die Markenkampagne so erfolgreich war, schmerzen die aktuellen Vorwürfe doppelt“, sagt Oletzky. Die Budapest-Geschichte sei „einfach fürchterlich“ und auch im Privaten sehr unangenehm. Aber: „Die Themen rund um das Geschäft, die sind langfristig für das Markenimage viel bedeutender.“

Das gilt für den Skandal um Riester-Policen, wo auf Antragsformularen zu niedrige Kostensätze ausgewiesen wurden. Das gehe auf den Nachdruck eines Formulars im Sommer 2005 zurück, bei dem versehentlich eine Vorlage aus dem Jahr 2004 verwendet wurde – während im ersten Halbjahr schon ein richtiges Formular genutzt wurde. Nur durch Zufall habe das Unternehmen diese Fehlerquelle gefunden, „das ist uns vorzuwerfen“.

„Wann wird denn der Victoriaplatz in Ergo-Platz umbenannt?“, fragt ein Teilnehmer. „Budapester Straße vielleicht“, frotzelt Moderator Alexander Schröder-Frerkes. „Böses Foul vom Gastgeber“, sagt Oletzky und lächelt gezwungen. Der Victoriaplatz vor der Ergo-Zentrale wird nicht umbenannt – und an der Marke halte Ergo fest.

Quelle: Financial Times Deutschland

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