Munich Re lobt die Konkurrenz und sich selbst

Langfristige Anlagen helfen Lebensversicherern // Rückversicherer investiertstark in Skandinavien und Wachstumsmärkten

Herbert Fromme , Köln

Die Finanzkrise und die niedrigen Zinsen haben zu einer sehr deutlichen Verknappung der Margen in der deutschen Lebensversicherung geführt. „Sie ist aber nicht existenzbedrohend für die Gesellschaften“, sagte Jörg Schneider, Finanzchef der Munich Re. Zum größten Rückversicherer der Welt gehören auch die Lebensversicherer der Ergo-Gruppe. „Zum Glück haben die Lebensversicherer traditionell sehr langfristig angelegt“, sagte er der FTD. „Es dauert lange, bis sich Zinssenkungen niederschlagen.“ Solange es Zyklen gebe und die Zinsen auch wieder nach oben gingen, stimmten die Relationen.

Schneider sagte, es gebe heute keine risikofreie Kapitalanlage mehr für Versicherer und Rückversicherer. „Wir antworten darauf mit sehr starker Diversifikation“, sagte er. Munich Re hat insgesamt 196 Mrd. Euro angelegt, davon 167 Mrd. Euro in festverzinslichen Papieren. „Wenn wir umschichten, investieren wir zurzeit stark in Skandinavien, auch den Ländern außerhalb der Euro-Zone, in den Niederlanden und Polen“, sagte Schneider. Dazu kämen Südafrika, Brasilien, die Türkei und andere sich entwickelnde Märkte. „Es gibt gute Anlagemöglichkeiten in Staatsanleihen der Wachstumsmärkte.“ Ähnliches gelte auch für Unternehmensanleihen. „Hier achten wir vor allem auf Skandinavien, Großbritannien und Kanada.“

Auch bei Bankanleihen sieht Schneider keine allzu großen Risiken für sein Unternehmen. „Wir haben darin rund 9 Mrd. Euro, das sind gut 5,5 Prozent unserer festverzinslichen Papiere“, sagte er. „Das ist gut verkraftbar, und ich bin ohnehin vorsichtig optimistisch bei den Banken.“

Der jüngste Aktiencrash habe Munich Re nicht sehr stark getroffen, sagte Schneider. „Als sich die Schuldenkrise langsam zuspitzte, war uns klar, dass der Aktienmarkt auch betroffen sein würde.“ Munich Re hielt am 30. Juni nach Absicherung 3,5 Prozent der Kapitalanlagen in Dividendentiteln. „Das haben wir seitdem auf zwei Prozent reduziert.“

Schneider lobte die Assekuranz: „Als Folge der Krise 2002 und 2003 haben die deutschen Versicherer einen sehr risikobewussten Kurs gefahren“, sagte er. So mancher Euro, den man mit Risiko hätte anlegen können, sei auf dem Tisch geblieben.

Nach Ansicht Schneiders muss auch Deutschland zur Lösung der Schuldenkrise und Rettung des Euro weitere Zusagen für Hilfe geben, sie aber an Bedingungen knüpfen. „Bis vor Kurzem war ich der Ansicht, Deutschland sollte vorsichtig sein mit Zusagen“, sagte Schneider. Gespräche mit zahlreichen Investoren hätten ihn eines Besseren belehrt. „Die starken EU-Länder sollen beherzt Zusagen machen, aber zu eindeutigen und klaren Konditionen“, sagte er. „Das ist besser, als zu lange zu warten.“

Nötig seien klare Vorgaben zur Haushaltsdisziplin. „Trotz der Vielfalt von Regierungen und Parlamenten sind sich doch alle einig, dass man eine konzertierte Aktion braucht, um Sicherungssysteme auszuweiten und noch krisenfester zu machen, und dass diese Aktion mit deutlich formulierten Bedingungen einhergeht.“

Das Überleben des Euro sei von erheblichem Interesse für die gesamte deutsche Wirtschaft und damit auch für die hier lebenden Menschen, sagte er. „Der Schaden durch ein Ende des Euro wäre ein Vielfaches höher als der Aufwand, den wir jetzt haben, um das Ganze in eine gute Zukunft zu führen.“

Zum neuen Großaktionär bei Munich Re sagte Schneider nur: „Wir freuen uns über jeden Investor.“ Eine Investmenttochter der chinesischen Staatsbank hält jetzt über drei Prozent – das erste Mal überhaupt, dass ein asiatischer Aktionär die Grenze für eine Pflichtmeldung überschritten hat. Größter Aktionär ist Warren Buffett mit über zehn Prozent.

Quelle: Financial Times Deutschland

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