Die dritte Karriere des Paul Achleitner

Der Allianz-Vorstand und künftige Topaufseher der Deutschen Bank gilt alsausgezeichneter Netzwerker

Herbert Fromme , Köln

In den vergangenen Monaten war Paul Achleitner stark gefragt. In Berlin und Brüssel erläuterte der rastlose Allianz-Finanzchef unzählige Male, wie sein „Versicherungsmodell“ für den Euro-Rettungsschirm funktionieren könnte – und warum es nichts mit dem Geschäft der Allianz zu tun hat.

Der 55-jährige Österreicher ist es gewohnt, Politikern und Beamten komplexe Zusammenhänge zu erklären. Elf Jahre lang hat er für die Allianz zahlreiche Gespräche auf höchster Ebene geführt. 2012 verlässt er den weltgrößten Versicherer, um Aufsichtsratschef der Deutschen Bank zu werden. Beide Positionen gleichzeitig könnte er kaum wahrnehmen, auch wegen möglicher Interessenkonflikte der beiden Häuser.

In der neuen Rolle werden dem Mann die Kontakte extrem nutzen. Auch in der Bankenszene ist der ehemalige Investmentbanker – verheiratet mit der Münchner Wirtschaftsprofessorin Ann-Kristin Achleitner – ausgezeichnet vernetzt. Nach Studium und Promotion (Recht und Sozialwissenschaften) in Sankt Gallen war Achleitner vier Jahre Berater bei Bain & Company, bevor er 1988 zu Goldman Sachs ging. New York, London und Frankfurt waren die Stationen, ab 1994 war er Partner und Deutschland-Chef. Seit Goldmans Börsengang 1999 gilt er als vermögend.

2000 wechselte der anerkannte Fusionsspezialist zur Allianz. Dort verdiente er sich Meriten mit dem Verkauf von Industriebeteiligungen und der Entflechtung mit der Munich Re. Achleitners Management der Milliarden und seine nachhaltige Anlagepolitik helfen dem Konzern noch heute, trotz des hohen Italien-Engagements die Finanzkrise bislang einigermaßen stabil zu überstehen. „Bei der Kasse bin ich gern Kassenwart“, sagte er.

Deutlich sichtbare Kratzer hatte das Image durch die Übernahme der Dresdner Bank 2001 bekommen. Nur knapp entging der Versicherer einer Katastrophe, als er 2008 die Dresdner kurz vor dem Ausbruch der Bankenkrise an die Commerzbank abgeben konnte. Danach brauchte die Commerzbank Milliarden vom Staat.

Das Etikett „Größter Kapitalvernichter aller Zeiten“ wurde Achleitner angeheftet – obwohl die Übernahme die Idee des damaligen Vorstandschefs und heutigen Oberkontrolleurs Henning Schulte-Noelle war. Und obwohl nicht Achleitner, sondern der gegenwärtige Konzernchef Michael Diekmann und Vorstand Helmut Perlet die schließlich fehlgeschlagene Integration der Dresdner in den Assekuranzkonzern geleitet hatten.

Quelle: Financial Times Deutschland

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