Allianz droht Niederlage in Frankreich

Swiss Re steigt in Poker um Versicherer Gan ein

Herbert Fromme , Köln

Der angeschlagene französische Versicherer Groupama kann auf höhere Erträge aus dem Verkauf seiner Tochter Gan Eurocourtage hoffen. Branchenkreise bestätigten einen Bericht der Nachrichtenagentur Reuters, nach dem ein Konsortium unter Führung des Schweizer Rückversicherers Swiss Re rund 600 Mio. Euro für die gesamte Gan Eurocourtage geboten hatte. Mit von der Partie sind die Private-Equity-Gesellschaften Apax und PAI.

Der Münchener Allianz-Konzern hatte für das Schaden- und Unfallgeschäft des Maklerversicherers – nur an diesem hat sie Interesse – weniger als 200 Mio. Euro geboten. In Paris hieß es, die Allianz habe dieses Angebot aufgestockt, die Verhandlungen mit ihr gingen weiter. Swiss Re und Allianz wollten nicht Stellung nehmen. Neben diesen beiden Bietern soll auch ein Konsortium um den Finanzinvestor Advent Interesse haben. Für Advent könnte es sinnvoll sein, Gan Eurocourtage zu kaufen, um den Versicherer anschließend zu zerlegen und einzelne Teile weiterzugeben.

„In der jetzigen Phase haben die Informationen über Angebote viel mit dem Wunsch der Groupama zu tun, einen möglichst hohen Preis zu erzielen“, sagte ein Kenner des Vorgangs. Am Ende könne dann ein politisch gewollter Verkauf an einen französischen Interessenten stehen, der bislang seinen Hut offiziell noch gar nicht in den Ring geworfen hat.

Der Gegenseitigkeitsverein Groupama hat mit den Folgen der Finanzkrise zu kämpfen und muss deshalb Beteiligungen abgeben. Wegen hoher Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen und Aktien musste der Versicherer für 2011 einen Verlust von 1,8 Mrd. Euro melden, im Vorjahr hatte er noch einen Gewinn von 387 Mio. Euro erzielt. Die staatliche Bank Caisse des Dépôts hat bereits Nothilfe geleistet – mit einer Kapitalspritze von 300 Mio. Euro für die Tochter Gan Eurocourtage.

Besondere Sorge bereitet dem Management die magere Kapitalausstattung. Ende 2011 hatte Groupama eine Solvenzquote von gerade einmal 107 Prozent – ein Wert, der bei der Finanzaufsicht alle Alarmglocken schrillen lässt. Die Quote misst, wie gut die Zahlungsverpflichtungen mit Eigenmitteln unterlegt sind. In der jetzigen Verfassung hätte Groupama Probleme, mit der bevorstehenden Einführung der neuen Eigenkapitalregeln Solvency II fertig zu werden.

Auch von ausländischen Töchtern muss Groupama sich trennen. Wie das „Wall Street Journal“ berichtet, hat die spanische Versicherungsgruppe Catalana Occidente, mit Sitz in Barcelona, ein Gebot für das dortige Geschäft von Groupama abgegeben. Der französische Versicherer hofft auf Einnahmen von bis zu 400 Mio. Euro aus dem Verkauf. Die Catalana Occidente ist unter anderem bekannt durch ihre Kreditversicherungstochter Atradius, die auch in Deutschland tätig ist. Auch die türkische Gesellschaft der Groupama soll auf den Markt kommen und dem Konzern 300 Mio. Euro bringen.

Quelle: Financial Times Deutschland

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