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Maklerplattform versucht Brückenschlag zwischen den Welten

Posted By Herbert Fromme On 19. Januar 2001 In Archiv,RTF Import | No Comments | Drucken

Mit Indatex steigt Otto Wolff von Amerongen in das Online-Versicherungsgeschäft ein. Von Herbert Fromme, Köln

Der Industrielle Otto Wolff von Amerongen steigt in das Online-Versicherungsgeschäft ein. Sein Beratungsunternehmen Agamus Consult in Starnberg hält die Mehrheit an der Neugründung Indatex, die im März als unabhängige Plattform für Makler und Mehrfachagenten ans Netz gehen soll. Bisher hat Otto Wolff rund 7 Mio. DM bei Indatex investiert. „Wir werden bereits 2002 Gewinn machen“, glaubt Indatex-Direktor Christopher Genillard.

Die meisten Versicherer haben in den vergangenen Jahren die elektronische Anbindung ihres eigenen Außendienstes mehr oder weniger gelungen geregelt. Aber unabhängige Versicherungsvermittler bleiben meist außen vor – sie machen mit mehreren Gesellschaften Geschäfte. Unzählige Geschäftsvorgänge müssen sie deshalb mehrfach ausführen, zum Beispiel um für einen Kunden verschiedene Angebote einzuholen, oder sie müssen mehrere Systeme nebeneinander betreiben. Auch Vertragsabschluss und Schadenbearbeitung sind nicht standardisiert. Bei Geschäften zwischen kleineren Maklern und Versicherern herrscht deshalb oft noch die Papierform vor.

„Künftig wird die Kommunikation über die Indatex-Plattform wesentlich erleichtert“, erläutert Genillard. Das Unternehmen plant die elektronische Angebotsabfrage bei angeschlossenen Versicherern. Über eine eigens entwickelte Schnittstelle werden Kunden-und Risikodaten des Maklers nach der Prüfung auf Plausibilität ohne erneute Erfassung in die Rechnersysteme der Versicherer eingestellt. „Der Clou ist, dass die jeweiligen Bestandsführungssysteme der Versicherer nicht geändert oder angepasst werden müssen“, sagt Genillard. Auf der anderen Seite kann auch der Makler seine bestehende Software weiter nutzen. Alternativ ermöglicht ihm das System, vollständig per Internet zu arbeiten.

Auch die Provisionsverwaltung wird über das System geregelt. Die Datensicherheit sei gewährleistet, sagt Genillard. Der Indatex-Server steht im Rechenzentrum des Debis-Systemhauses in Frankfurt.

„Wir organisieren und strukturieren den Informationsprozess“, erläutert Genillard das Geschäft von Indatex. „Wir sind kein Makler und wollen auch keine Marktmacht bündeln. Wir sind Dienstleister, ähnlich wie die Datev für die Steuerberater.“

Neben dem Datentausch mit Versicherern können Makler und Mehrfachagenten ihren gesamten Bestand auf dem Indatex-Rechner verwalten lassen, den Zugriff durch den Außendienst regeln und ihre eigene Website bauen und anbieten. Für den normalen Geschäftsverkehr zahlt der Versicherer die Gebühren für beide Seiten. Spezielle Dienstleistungen, die der Makler in Anspruch nimmt, werden separat berechnet.

Ob das System ein Erfolg wird, hängt im Wesentlichen von der Zahl der beteiligten Makler und Versicherer ab. Genillard gibt zu, dass die Neugründung hier noch schwach auf der Brust ist.

Bisher haben sich auf der Anbieterseite nur die Baden-Badener Versicherung und der Londoner Versicherungsmarkt Lloyd’s registrieren lassen. Bei den freien Vermittlern sieht es besser aus, da sind es nominal 4500 – aber nur weil Indatex allen Anwendern der Makler-Software VIAS des Software-Hauses Lutronik einen Zugang bietet. Genillard geht von einem Gesamtmarkt von 24000 freien Vermittlern aus.

Quelle: Financial Times Deutschland


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