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Schätzungen zu US-Zerstörungen wohl zu niedrig

Posted By Herbert Fromme On 19. September 2001 In Archiv,RTF Import | No Comments | Drucken

Viele Schätzungen einzelner Versicherer und Rückversicherer zu ihrer Belastung durch die Katastrophen von New York und Washington sind zu niedrig, wahrscheinlich sogar deutlich, glaubt die Rating-Agentur Moody’s. Das könnte auch die Ratings dieser Unternehmen treffen, vor allem wenn ihre Kapitalbasis durch die intensive Konkurrenz der letzten Jahre ohnehin geschwächt ist. Bisher haben Unternehmen nach Moody’s‘ Angaben individuelle Schadenschätzungen von zusammen rund 10 Mrd. $ abgegeben. Dazu gehörten auch die Münchener Rück, mit bis zu 1 Mrd. Euro und die Allianz mit 700 Mio. Euro.

Moody’s nennt drei Gründe, warum diese Zahlen von der Wirklichkeit wohl übertroffen werden.

Erstens: Die Erfahrung früherer Katastrophen zeigt, dass die Schadensummen ansteigen, sobald die Firmen mehr Informationen haben. Das trifft vor allem auf komplexe und teure Schadenereignisse zu.

Zweitens: Die Deckungen sind äußerst kompliziert, überlagern sich zum Teil, sind in Syndikaten aufgeteilt und rückversichert. Selbst die eher einfache Frage, wie hoch der Gebäudeschaden ist, bedeute schon eine „gewaltige Herausforderung“. Ansprüche aus Betriebsunterbrechungs-oder Haftpflichtdeckungen können heute unmöglich präzise geschätzt werden, so Moody’s.

Drittens: Versicherer nennen ihre Schäden meistens auf Nettobasisunter der Annahme, dass ihr Rückversicherungsschutz auch greift. Das muss aber nicht so sein. „Ein so schweres und kompliziertes Schadenereignis wird wahrscheinlich zu Streitigkeiten zwischen Versicherern und Rückversicherern über den Deckungsumfang führen“, argumentiert Moody’s. Noch schlimmer: Sollte der Rückversicherer nicht zahlungsfähig sein, bleibt der Erstversicherer auf dem Schaden sitzen.

Die Agentur erwartet eine weitere Konzentrationswelle in der Branche. Kunden werden noch mehr auf Größe und Finanzkraft der Versicherer setzen. Auch der Trend zu höheren Preisen werde sich verstärken.

Quelle: Financial Times Deutschland


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