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US-Spezialversicherer Chubb will in Europa zukaufen

Posted By Herbert Fromme On 21. Februar 2002 In Archiv,RTF Import | No Comments | Drucken

Expansion in Deutschland und Großbritannien geplant

Von Herbert Fromme, München Chubb, der amerikanische Spezialversicherer, will die günstige Marktlage für Zukäufe nutzen. „Wenn wir ein Unternehmen erwerben können, das unsere Spezialgebiete ergänzt, werden wir das tun“, sagte Chubb-Chef Dean O’Hare am Rande einer Handelsblatt/Euroforum-Fachkonferenz. Der immer noch starke US-Dollar eröffne gerade in Europa interessante Möglichkeiten, sagte O’Hare. „Dazu gehört Deutschland, aber in noch stärkerem Maße Großbritannien.“ Vor allem Firmen um den Lloyd’s-Markt findet er interessant.

Der US-Versicherer ist im Bereich Gewerbe, Managerhaftpflicht (Directors and Officers oder D&O), Vertrauensschaden und anderen Spezialgebieten tätig. In Deutschland gehört das Unternehmen in diesen Bereichen zu den Pionieren und ist einer der Marktführer, auch wenn das Prämieneinkommen hier zu Lande mit 150 Mio. Euro 2001 bescheiden war. Für 2002 hat O’Hare die Messlatte hoch gelegt: 200 Mio. Euro Prämie soll die deutsche Niederlassung der Chubb Europe bringen.

Weltweit hat die Gruppe netto, nach Abgabe der Rückversicherungsbeiträge, 7,0 Mrd. $ eingenommen, eine Steigerung um 9,9 Prozent. „Im Ergebnis war 2001 wohl das schlechteste Jahr in unserer langen Geschichte“, sagte O’Hare. Der Terrorangriff auf das World Trade Center kostet das Unternehmen 420 Mio. $ nach Steuern. Schäden in Verbindung mit Bürgschaftsabsicherungen für den insolventen Energiehändler Enron belaufen sich auf 143 Mio. $ nach Steuern. Auch sie wurden schon voll im Jahr 2001 verarbeitet, auch wenn das Unternehmen wegen dieses Falls noch vor Gericht ist. Der Nettogewinn brach entsprechend von 715 Mio. $ auf 112 Mio. $ ein.

Chubb gehört zu den Versicherern, die für die Enron-Spitze Managerhaftpflicht gezeichnet haben. Allerdings betrage der mögliche Anteil nur 35 Mio. $ von insgesamt 450 Mio. $ Managerhaftung bei Enron, sagte O’Hare. Ob die Versicherer zahlen müssen, hängt davon ab, ob dem Management Betrug nachgewiesen wird.

Nach Enron steige der Bedarf für die Managerhaftpflicht und andere Spezialversicherungen, sagte O’Hare. „Gleichzeitig verlassen viele Versicherer diesen Markt. Wir können unseren Marktanteil ausbauen.“ Chubb hat zur Zeit 40 Prozent dieses Marktes. „Wir liegen Kopf an Kopf mit der American International.“ In der Managerhaftpflicht seien die Preise in den Vertragsverhandlungen für 2002 um 70 bis 100 Prozent gestiegen.

Wachstum soll auch aus neu entwickelten Produkten kommen. „Die Cyber-Sicherheit oder die Biotechnologie bieten viele Gelegenheiten für neue Angebote“, sagte O’Hare.

Bild(er):

Chubb-Chef Dean O’Hare nutzt Marktchancen – Bloomberg/David Scull.

Quelle: Financial Times Deutschland


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