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Allianz verhandelt nur mit Tchibo über Beiersdorf-Verkauf

Posted By Herbert Fromme On 22. April 2002 In Archiv,RTF Import | No Comments | Drucken

Von Sven Clausen, München, und Herbert Fromme, Köln Der Finanzkonzern Allianz verhandelt derzeit mit den Besitzern der Tchibo-Holding über den Verkauf seines Anteils am Kosmetikkonzern Beiersdorf. Mit anderen Interessenten liefen die Kontakte auf Sparflamme, erfuhr die Financial Times Deutschland am Wochenende aus Industriekreisen.

Damit hat sich vorerst der Wunsch des Beiersdorf-Managements erfüllt. Der Kosmetikkonzern Beiersdorf mit Marken wie Nivea, Labello und Tesa sträubt sich gegen die Übernahme des Allianz-Paketes durch einen Konkurrenten aus der eigenen Branche: „Dann könnten wir unsere Strategie nicht mehr weiter verfolgen und hier würden reihenweise Arbeitsplätze verloren gehen“, heißt es am Konzernsitz in Hamburg. Interesse an dem Beiersdorf-Anteil der Allianz wird praktisch allen größeren Kosmetikkonzernen weltweit nachgesagt – von L’Oréal bis Gillette.

Beiersdorf gehört dank des Ausbaus seiner Topmarke Nivea seit Jahren zu den erfolgreichsten Unternehmen der Branche. Vorstandschef Kunisch wird morgen auf der Bilanzpressekonferenz Rekordzahlen vorlegen: einen operativen Gewinn (Ebit) von 466 Mio. Euro bei einem Umsatz von mehr als 4,5 Mrd. Euro.

Die Allianz ist mit einem Anteil von 43,6 Prozent größter Aktionär des Unternehmens. Seit Jahrzehnten bestimmen die Münchner gemeinsam mit den Besitzern des Tchibo-Konzerns die Geschicke von Beiersdorf: Die Herz-Familie hält knapp über 30 Prozent der Aktien. Nun wollen die Kaffeeröster ihren Anteil zur Mehrheit ausbauen: Nach dem Verkauf der Zigaretten-Tochter Reemtsma haben sie rund 6 Mrd. Euro mehr in der schon stattlich gefüllten Kasse.

Für die Allianz ist das nicht gerade ein Grund zur Bescheidenheit: „Da gibt es exorbitante Preisvorstellungen“, heißt es in Industriekreisen. Auf bis zu 40 Prozent sollen einige in der Allianz den möglichen Aufschlag taxieren. Für ihren Anteil von 43,6 Prozent würde der Finanzkonzern dann knapp 7 Mrd. Euro bekommen. Derzeit ist das Paket an der Börse knapp 5 Mrd. Euro wert. Das ist bislang auch den wohlhabenden Hamburger Tchibo-Besitzern zu viel. Den Aufschlag könnten nur Branchenkonkurrenten von Beiersdorf rechtfertigen, die das Geld später durch Synergien wieder hereinholen würden.

Zitat:

„Da gibt es exorbitante Preisvorstellungen“ – Ein Brancheninsider.

Quelle: Financial Times Deutschland


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