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Allianz-Konzern schließt Advance Bank

Posted By Herbert Fromme On 5. Februar 2003 In Archiv,RTF Import | No Comments | Drucken

Ambitioniertes Modell gescheitert “ Konkurrent ING setzt weiter auf Direktbanken und will Entrium kaufen

Von Herbert Fromme, Köln, und Sabine Rössing, Frankfurt Der Versicherungs-und Bankkonzern Allianz wird seine Direktbanktochter Advance Bank und den Finanzvertrieb Advance Finanzplaner schließen. Den 340 000 Kunden werden Konten bei der Dresdner Bank angeboten. Wie viele von den 500 Mitarbeitern der Bank im Konzern keine neue Beschäftigung finden, ist noch nicht sicher.

Die parallel zur Bank arbeitende Vertriebsorganisation Advance Finanzplaner wird ebenfalls aufgelöst, die 400 Vertreter sollen in den Allianz-Vertrieb oder die Finanzberatung der Dresdner Bank wechseln. Das Einsparpotenzial, das sich durch den Wegfall geplanter Investitionen ergibt, beziffert der Konzern auf 500 Mio. Euro.

Die Allianz verkauft die Maßnahme als Konsequenz der erfolgreichen Integration von Versicherer und Dresdner Bank. Durch die Entwicklung eines gemeinsamen Vertriebsmodells biete der Konzern eine umfassende Servicepalette an. „Die Advance Bank und die Finanzplanerorganisation können damit in diesen gemeinsamen Vertrieb eingegliedert werden“, heißt es.

Konkurrenten der Allianz geben dem Modell Direktbank aber durchaus Chancen. Heute soll nach einer Meldung der Agentur Reuters der niederländische Finanzkonzern ING die seit längerem erwartete Übernahme der Nürnberger Direktbank Entrium von der italienischen Bank Capitalia klar machen. Der Kaufpreis der früheren Quelle Bank dürfte nach Expertenschätzungen bei 300 Mio. Euro liegen. ING hält bereits 70 Prozent an der Allgemeinen Deutschen Direktbank Diba.

Durch die Verschmelzung von Entrium und Diba entstünde die mit Abstand größte Direktbank Deutschlands. Mehr als eine Million Kunden gewänne die Diba auf einen Schlag hinzu und käme damit auf rund drei Millionen.

Das Advance-Konzept dagegen ist gescheitert. Die Direktbank wurde 1996 von der Bayerischen Vereinsbank als „Direktbank mit Beratung“ und „Bank für Fortgeschrittene“ gegründet. Sie reagierte damit – ziemlich spät – auf andere Direktbankgründungen. Nachdem die Vereinsbank 1997 mit der Hypobank fusionierte, die schon die Direkt Anlage Bank (DAB) besaß, wurde die Advance Bank zum 1. Januar 1998 an die Dresdner Bank verkauft. Mit der Übernahme 2001 kam sie zur Allianz.

Das Institut hat es in sieben Jahren des Bestehens zwar verstanden, 4,5 Mrd. Euro verwaltete Kundengelder einzusammeln und eine Bilanzsumme von 2,6 Mrd. Euro zu erzielen – bisher hat es aber keinen Cent Gewinn gemacht. Den Breakeven-Punkt wollte Vorstandschef Hans-Jürgen Steuber im Jahr 2007 erreichen.

Fehlgeschlagen ist nicht nur der Ansatz der Advance-Bank. Auch das Konzept der Finanzplaner, das Allianz-Vorstand Joachim Faber Ende 2000 als Antwort auf Vertriebe wie MLP im gehobenen Privatkundensegment aus der Taufe hob, ist am Ende. Statt der von Faber geplanten 1500 bis 2000 blieb es bei 400 Vertretern. Die demoralisierte Truppe konnte nur 20 000 Kunden gewinnen. Jetzt wird sie in bewährte Vertriebsstrukturen eingegliedert.

Im Gegensatz zur Advance Bank gehört die Diba zu den wenigen Erfolgsgeschichten, die der deutsche Bankenmarkt im Augenblick noch aufzuweisen hat. Allein im vergangenen Jahr gewann die Diba etwa 900 000 neue Kunden hinzu. Wie die kleinere Entrium, schreibt auch die Diba schon schwarze Zahlen.

Bild(er):

Der designierte Allianz-Chef Michael Diekmann gliedert die Advance Bank in traditionelle Strukturen ein – Rolf Braun.

Quelle: Financial Times Deutschland


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