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Sieben Pharmakonzerne gründen eigenen Versicherer

Posted By Herbert Fromme On 4. Juni 2003 In Archiv,RTF Import | No Comments | Drucken

Teurer Schutz bei großen Anbietern sorgt für Verärgerung

Von Herbert Fromme, Köln Sieben Pharma-und Gesundheitskonzerne aus den USA und Europa, darunter die deutsch-französische Aventis-Gruppe, haben gemeinsam ein Versicherungsunternehmen gegründet, um die hohen Kosten in diesem Feld zu senken.

Pharmaceutical Insurance Limited (Phil) wurde aus Steuer-und Aufsichtsgründen auf der Atlantikinsel Bermuda registriert, die vielen international tätigen Erst-und Rückversicherern ein kostengünstiges Zuhause bietet. Phil wird von dem Makler Willis gemanagt.

In den letzten zwei Jahren haben die Industrieversicherer ihre Preise drastisch erhöht. Viele Konzerne denken deshalb über Selbstversicherungsmodelle nach, so genannte Captives. In einigen Branchen gibt es erfolgreiche Vorbilder: Das Bermuda-Unternehmen Oil Insurance hat heute 83 Mitglieder aus der Öl-und Gasindustrie.

Neben Aventis sind nach Angaben aus US-Versicherungskreisen sechs weitere Branchenriesen beteiligt: die britischen Pharmaunternehmen AstraZeneca und GlaxoSmithKline, die US-Konzerne Baxter und Bristol-Myers Squibb, der französische Pharmahersteller Sanofi-Synthélabo und das amerikanische Medizintechnik-Unternehmen Becton Dickinson. Phil ist offen für weitere Konzerne.

Der Captive deckt nur Sachschäden, wie sie beispielsweise Feuer und Sturm anrichten, sowie Betriebsunterbrechungsschäden ab, versichert also nicht die hochriskante Haftpflicht für Medikamente.

„Die sieben Unternehmen haben Produktionsanlagen, die hervorragend mit Feuerschutz-und ähnlichen Einrichtungen ausgestattet und sind ständig von den Aufsichtsbehörden der jeweiligen Länder kontrolliert werden“, sagte Willis-Manager Gordon Prager. „Es handelt sich also um gute Risiken. Aber die kommerziellen Versicherer sind nicht bereit, das durch niedrigere Preise zu honorieren.“

Die sieben Teilnehmer hätten simuliert, ob sie mit dem Phil-Modell in den vergangenen zehn Jahren Geld verdient oder verloren hätten. „Die Antwort war eindeutig positiv“, sagte Prager. Die Mitglieder müssen die ersten 50 Mio. $ eines Schadens selbst zahlen oder auf anderem Wege versichern. Phil deckt Schäden ab 50 Mio. $ bis 200 Mio. $. Für darüber hinaus gehende Verluste brauchen die Mitglieder separate Deckungen.

Zitat:

„Die Versicherer sind nicht bereit, gute Risiken zu honorieren“ – Gordon Prager, Willis.

Quelle: Financial Times Deutschland


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