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Privatkassen knüpfen eigenes Sicherheitsnetz

Posted By Ilse Schlingensiepen On 7. Juli 2003 In Archiv,RTF Import | No Comments | Drucken

Medicator soll im Notfall Kundenansprüche befriedigen

Von Ilse Schlingensiepen, Köln Nach dem Beispiel der Lebensversicherer haben auch die privaten Krankenversicherer (PKV) eine Auffanggesellschaft gegründet. Die Medicator AG soll einspringen, falls ein Krankenversicherer in eine finanzielle Schieflage gerät. Medicator gewährleistet dann die Erfüllung aller Versicherungsverträge.

Die Gründung der Auffanggesellschaft kommt kurz nach der Pleite der Mannheimer Lebensversicherung, die zum ersten Fall für die Auffanggesellschaft Protektor wurde. Experten zufolge könnte die Mannheimer Krankenversicherung, auch wenn sie nicht von der Pleite bedroht ist, über die Mannheimer Holding in den Sog des maroden Lebensversicherers geraten.

Branche will beruhigen

Zunächst wiegelte die Branche ab: Es bestünde keine akute Gefahr. Sollte doch etwas passieren, habe man eine Lösung, um den Kundeninteressen gerecht zu werden. Details gab es nicht. Diese Taktik ließ sich nicht lange durchhalten. Am Freitag gab der PKV-Verband die Gründung der Auffanggesellschaft Medicator bekannt. Die Versicherer verkaufen den Schritt als reine Vorsichtsmaßnahme – eine Beruhigungspille für Politik und Öffentlichkeit. Denn der Branche zufolge können private Krankenversicherer nicht pleite gehen. Vor nicht allzu langer Zeit haben die Lebensversicherer mit Blick auf Protektor ähnlich argumentiert.

„Es gibt kein PKV-Unternehmen, das sich in einer finanziellen Schieflage befindet“, sagte der Direktor des PKV-Verbands Volker Leienbach. Die Branche habe sich bei ihren Engagements in Aktien nicht so exponiert wie die Lebensversicherer.

Dass die Kapitalmarktkrise auch die PKV gebeutelt hat, zeigen die Zahlen der Finanzaufsicht BaFin. Danach haben im Jahr 2002 knapp ein Drittel der Krankenversicherer mit ihren Kapitalanlagen die garantierte Mindestverzinsung der Deckungsrückstellung von 3,5 Prozent nicht erzielen können. Sie mussten auf andere Überschussquellen zurückgreifen. Im Juni hatte BaFin-Präsident Jochen Sanio angekündigt, dass man über eine Absenkung des Rechnungszinses auch in der PKV nachdenken müsse.

Anders als die Lebensversicherer können die Krankenversicherer bei finanziellen Problemen die Beiträge erhöhen und tun dies auch. Gerade ältere Versicherte sind dem quasi schutzlos ausgeliefert, da sie bei einem Wechsel der Gesellschaft ihre angesparten Alterungsrückstellungen verlieren würden und zudem bei einem anderen Versicherer hohe Einstiegsprämien zahlen müssten.

Acht Gründungsmitglieder

Die Auffanggesellschaft Medicator soll ein Haftungskapital von 1 Mrd. Euro aufbringen. Der PKV-Verband setzt darauf, dass sich alle 50 Mitgliedsunternehmen entsprechend ihrer Größe beteiligen werden. Gründungsmitglieder sind acht Gesellschaften, die zusammen rund 60 Prozent des Marktes repräsentieren: DKV, Debeka, Allianz, Signal-Iduna, Central, Continentale, Barmenia und Landeskrankenhilfe.

Für die Allianz Private Krankenversicherung AG sei die Beteiligung an Medicator selbstverständlich gewesen, sagte Vorstandschef Ulrich Rumm. „Wir begrüßen diesen Schritt, weil er ermöglicht, in Krisenfällen die Kundeninteressen in den Mittelpunkt zu stellen.“ Eine Sprecherin der BaFin bewertete die Gründung von Medicator positiv, sie sei „eine vertrauensbildende Maßnahme der Branche“.

Quelle: Financial Times Deutschland


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