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Swiss Re drängt Gerling-NCM-Chef aus Amt

Posted By Herbert Fromme On 8. Juli 2003 In Archiv,RTF Import | No Comments | Drucken

Bernd Meyer verlässt Kreditversicherer · Neuer Hauptaktionär besteht auf Personaländerungen · Hoher Verlust für 2002

Von Herbert Fromme, Köln Gerling-NCM-Chef Bernd Meyer wird nach FTD-Informationen den Kreditversicherer auf Druck des neuen Hauptaktionärs Swiss Re verlassen. Ein Nachfolger für den 57-Jährigen steht derzeit noch nicht fest. Der Gerling-Konzern hatte im Mai die Mehrheit am zweitgrößten Kreditversicherer der Welt verkauft und hält selbst nur noch 3,04 Prozent. Die Transaktion soll innerhalb der nächsten sechs Wochen abgeschlossen werden. Die Swiss Re wird dann 47,50 Prozent halten und die Managementkontrolle ausüben. Die Deutsche Bank besitzt künftig 35,32 Prozent, ein Pensionsfonds für Mitarbeiter der Gerling NCM in Deutschland 7,14 Prozent und die Privatbank Sal. Oppenheim 7,0 Prozent.

Meyer habe das Unternehmen trotz des Verlustes im vergangenen Jahr erfolgreich geleitet, hieß es in Branchenkreisen. „Aber die Swiss Re will ihre eigenen Leute in der Führung haben.“ Daher müsse Meyer gehen. Er wechselt womöglich in den Aufsichtsrat. Die Gerling-NCM-Gruppe war 2001 aus der Fusion der Gerling Kredit mit der niederländischen Swiss-Re-Tochter NCM entstanden. Gerling und Swiss Re wollten nicht Stellung nehmen.

Für die NCM-Mehrheit erhält die angeschlagene Gerling-Gruppe 180 Mio. Euro in bar. Der Verkauf ist ein wichtiger Schritt für das Überleben der Gruppe: Der Konzern wird mit 119 Mio. Euro das Eigenkapital der Not leidenden Tochter Gerling Globale Rück stärken, deren Hauptgeschäft abgewickelt wird und die der Manager Achim Kann übernehmen soll.

Durch den Ertrag aus dem NCM-Verkauf wird die Abwicklung der Gerling Rück stabilisiert – auf diese Weise kann der Konzern darauf hoffen, dass seine Kerngesellschaften überleben – der Industrieversicherer Gerling-Konzern Allgemeine und der Lebensversicherer Gerling-Konzern Leben.

Obwohl der Kreditversicherer noch zu den erfolgreicheren Gerling-Gesellschaften gehört, hatte er 2002 einen hohen Verlust nach Steuern von 75 Mio. Euro eingefahren – verglichen mit einem Gewinn von 9 Mio. Euro im Jahr zuvor. NCM rutschte in die roten Zahlen, obwohl der Umsatz des Unternehmens um 2,4 Prozent auf 1,28 Mrd. Euro gestiegen war. Den ursprünglich für dieses Jahr angepeilten und im Detail vorbereiteten Börsengang hat Gerling NCM nun erst einmal auf unbestimmte Zeit verschoben. Platziert werden sollten 26 Prozent der Anteile.

Mehrere negative Faktoren waren 2002 zusammengekommen: Zunächst musste das Unternehmen 63 Mio. Euro auf Aktien abschreiben. Außerdem entstanden Verluste aus dem inzwischen aufgegebenen Geschäft mit Credit Default Swaps – Versicherungen gegen die Insolvenz eines Schuldners. Dieser Geschäftsbereich bescherte Gerling NCM einen Verlust von 37 Mio. Euro, einschließlich der notwendigen Erhöhung der Reserve von 23 Mio. Euro für langfristige Forderungen.

Zusätzlich musste Gerling NCM im vergangenen Jahr deutlich mehr für die Rückversicherung bezahlen – deren Preise waren an die Schadenentwicklung gekoppelt. Das schlug sich negativ nieder.

Hinzu kommen erhebliche Großschäden aus Unternehmenspleiten wie der von Babcock Borsig. Gerling NCM versichert seine Kunden gegen Forderungsausfälle bei ihren Kunden – große Insolvenzen schlagen sich in hohen Schadenzahlungen nieder.

Zumindest das Kerngeschäft verläuft dem Unternehmen zufolge trotz Pleitewelle positiv. Daher sei Gerling NCM auch auf dem Weg zurück in die Gewinnzone. „Wir erwarten für 2003 einen mittleren zweistelligen Millionengewinn“, sagte ein Sprecher. Dazu trägt auch der Ausbau von Risikobewertungsaktivitäten für Unternehmen bei. Zudem bereitet die Gruppe mit ihren 3500 Beschäftigten die organisatorische Loslösung aus der Gerling-Gruppe vor.

Zitat:

„Die Swiss Re will ihre eigenen Leute in der Führung haben“ – Versicherungsmanager.

Quelle: Financial Times Deutschland


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