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Allianz kehrt in die Gewinnzone zurück

Posted By Herbert Fromme On 24. Oktober 2003 In Archiv,RTF Import | No Comments | Drucken

Versicherer erwartet gutes operatives Ergebnis · Verkauf der Beiersdorf-Anteile wirkt positiv · Dresdner Bank belastet

Von Herbert Fromme, Köln Die Allianz kehrt im Geschäftsjahr 2003 nach eigenen Angaben in die Gewinnzone zurück. Der Konzern erwartet ein verbessertes operatives Ergebnis und einen hohen Gewinn aus dem Verkauf der Beiersdorf-Beteiligung.

Dadurch werden mögliche steuerliche Nachbelastungen und die weiterhin schwachen Zahlen der Tochter Dresdner Bank mehr als ausgeglichen.

In einem ungewöhnlichen Schritt veröffentlichte die Allianz gestern eine Trendaussage für das Jahr 2003, drei Wochen vor der am 14. November fälligen Veröffentlichung der Zahlen für die ersten drei Quartale. Für 2002 hatte der erfolgsverwöhnte Konzern zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg rote Zahlen melden müssen. Das Defizit betrug happige 1,2 Mrd. Euro: Verluste aus der Dresdner Bank, hoher Abschreibungsbedarf auf Aktien, Altlasten der US-Tochter Fireman’s Fund und eine schwache Vorstellung in Frankreich und anderen Märkten kamen zusammen.

Der neue Vorstandschef Michael Diekmann war in den letzten Monaten äußerst vorsichtig mit konkreten Aussagen zum Jahresgewinn. „Ich wäre enttäuscht, wenn wir ein Minus machen würden“, mehr sagte er nicht. Das ist seit gestern anders. Der Verkauf von 40 Prozent der Beiersdorf-Anteile für 4,4 Mrd. Euro dürfte einen hohen steuerfreien Gewinn einbringen, den Analysten zwischen 2 und 3 Mrd. Euro ansiedeln.

Dazu kommt der Fortgang des positiven Trends in der Schaden-und Unfallversicherung. Die Allianz erwartet für die ersten neun Monate eine Schaden-und Kostenquote von 97 Prozent der Beitragseinnahmen. Damit macht der Konzern auf jeden Beitragseuro in der Gebäude-, Auto-oder Unfallversicherung 3 Cent Gewinn. Höhere Preise und eine geringere Schadenlast wirken sich positiv aus. Im Vergleichszeitraum 2002 hatte die Quote noch 107 Prozent betragen, das versicherungstechnische Ergebnis war damals tief defizitär.

Hohe Abschreibungen auf Aktien belasten dagegen auch das Ergebnis 2003. Negativ wirkt sich für die Allianz außerdem eine Besonderheit der veränderten Steuergesetze aus. Der Bundestag hatte am Freitag das so genannte Halbeinkünfte-Verfahren für Lebens-und Krankenversicherer rückwirkend ab Anfang 2003 aufgehoben. Gleichzeitig stellte er in dem Gesetz klar, dass die Vorschriften in den Jahren 2001 und 2002 nicht nur für direkt gehaltene Aktien galten, sondern auch für Papiere in Aktienfonds. Das war bisher zwischen Bundesregierung und Assekuranz strittig.

Entsprechend hatte die Allianz für Verluste aus Fonds in der Bilanz 2002 keine Steuerrückstellung gebildet. Bleibt es auch im Bundesrat bei dem jetzigen Gesetzestext, entstehen dem Konzern für 2001 und 2002 rund 600 Mio. Euro zusätzlicher Steueraufwand. Durch Gegenmaßnahmen wie die Auflösung stiller Reserven kann er den Aufwand auf 150 Mio. Euro reduzieren. Sollten Bundesrat und Vermittlungsausschuss eine Rückwirkung der Entlastung auch für 2001 und 2002 beschließen, könnte dieser Aufwand ganz wegfallen.

Weiter leicht negativ sei das Ergebnis des Bankgeschäfts, jedenfalls im dritten Quartal, teilte die Allianz mit. Offenbar wirkt sich die fallende Zinsmarge bei der Dresdner Bank aus. Die operativen Erträge sinken, während die Kosten unverändert bleiben und die Risikovorsorge besser als erwartet verläuft. Im Bereich Asset Management erwartet die Allianz wegen einer Änderung in der Bilanzierung ein Ergebnis, das niedriger als erwartet ausfällt.

Keine materiellen Konsequenzen auf die Ergebnisse 2003 und die der folgenden Jahre wird das bereits erwartete Ende des Kooperationsvertrages der Allianz mit der Münchener Rück haben, das die beiden Gesellschaften gestern bekannt gaben. Der seit 1921 in wechselnder Form bestehende Rahmenvertrag wird aufgegeben. Er regelte die wechselseitige Beteiligung, die jahrzehntelang bei 25 Prozent lag, inzwischen aber unter 15 Prozent beträgt. Außerdem ging es um die Verwaltung gemeinsamer Tochterunternehmen – die schon seit 2002 weitgehend auseinander dividiert sind – sowie die Rückversicherungsbeziehungen.

Bild(er):

Fahnen der Allianz Group auf dem Münchner Olympiagelände – ddp/Steffen Leiprecht.

Quelle: Financial Times Deutschland


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