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Schmidt forciert Unisex-Tarife bei Riester-Rente

Posted By Redaktion On 30. Oktober 2003 In Archiv,RTF Import | No Comments | Drucken

Versicherer beklagen Einbruch der privaten Vorsorge

Sozialministerin Ulla Schmidt will Beiträge von Männern und Frauen zur Riester-Rente nivellieren. Eine Sprecherin von Schmidt sagte, das Kabinett habe „zwei Grundsatzentscheidungen getroffen. Zum einen, dass die Riester-Rente vereinfacht werden soll, und zum anderen, dass man Unisex-Tarife will“. Damit müssten die Versicherer ab 2005 ihre bisherige Praxis aufgeben, für die gleiche Rente von Frauen höhere Beiträge zu verlangen als von Männern. Wie diese Unisex-Tarife erreicht werden sollen, sei noch offen, so die Sprecherin.

Die Versicherungsbranche dürfte gegen Schmidts Pläne heftig protestieren. Sie befürchtet, dass Unisextarife die private Altersvorsorge noch unattraktiver machen. Ohnehin verkaufen die Anbieter kaum noch Policen. Marktführer Allianz Leben verzeichnete in Nordrhein-Westfalen in den ersten drei Quartalen 2003 mit 1200 abgesetzten Policen 92,7 Prozent weniger Abschlüsse als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Vor allem Männer verlieren durch Unisex-Tarife. Sie zahlen bisher für dieselbe Rentenpolice weniger Beiträge als Frauen, weil Männer im Schnitt zehn Jahre früher sterben.

Ulla Schmidt will dagegen mit ihrer Initiative die Riester-Rente für Frauen attraktiver machen. Einen Weg scheint die Ministerin dabei ausgeschlossen zu haben. In Regierungskreisen hieß es, eine Pflicht zur Hinterbliebenenrente solle es nicht geben. Ein solcher Zwang würde faktisch zu Unisex-Tarifen führen.

Die Versicherer sehen sich bedroht: „Damit würde die Riester-Rente noch unattraktiver“, warnte eine Sprecherin des Branchenverbands GDV. Im gesamten Bundesgebiet verlaufe das Riester-Geschäft „sehr schlecht“, sagte sie.

Ein Beispiel der Versicherung Hamburg-Mannheimer belegt, dass Männer entweder eine geringere Rente bekämen oder einen höheren Beitrag zahlen müssten. Schließt zum Beispiel ein 1973 geborener Mann bei der Hamburg-Mannheimer einen klassischen Rentenvertrag mit 100 Euro Monatsbeitrag ab, erhält er nach 30 Jahren eine garantierte monatliche Zahlung von 238Euro plus Überschussbeteiligung. Eine Frau würde 209 Euro plus Überschussbeteiligung bekommen. Bei einem Unisex-Tarif läge die monatliche Garantierente zwischen diesen Zahlen.

Zitat:

„Damit würde die Riester-Rente noch unattraktiver“ – Eine Sprecherin des GDV.

Timo Pache, Berlin, und Anja Krüger, Köln

Quelle: Financial Times Deutschland


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