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Britischer Marktführer spricht über Joint Venture · Interview mit Deutschland-Chef Frans van de Veer

Posted By Herbert Fromme On 21. November 2003 In Archiv,RTF Import | No Comments | Drucken

Von Herbert Fromme und Anja Krüger, Köln Der größte britische Versicherungskonzern Aviva – früher CGNU – sucht eine Bank in Deutschland, mit der er gemeinsam einen Lebensversicherer gründen und an der er sich auch beteiligen will. „Wir führen zurzeit Gespräche mit einer Reihe von möglichen Partnern“, sagte Frans van de Veer, Chef der Deutschland-Tochter Delta Lloyd.

Die Übernahme eines anderen Versicherers als zweitbeste Option will er nicht ausschließen. „Wir sind heute die Nummer 30 im Markt. Wir wollen in den nächsten Jahren unter die ersten zehn“, sagte van de Veer im Interview mit der Financial Times Deutschland. Ein Marktanteil von 0,93 Prozent, den Aviva/Delta Lloyd aktuell in Deutschland habe, rechne sich nicht. Die Gruppe hatte 2002 Prämieneinnahmen von 601 Mio. Euro. Um zu den Top Ten zu gehören, müsste sie das verdreifachen.

„Am liebsten wäre uns eine Bank als Partner, mit der wir ein gemeinsames Versicherungs-Joint-Venture gründen würden“, sagte van de Veer. Das entspräche der internationalen Strategie der Aviva und ihrer niederländischen Tochter Delta Lloyd, über die auch die deutsche Gruppe geführt wird. „In den USA haben wir ein Joint Venture mit Wells Fargo gegründet, in Großbritannien mit der Royal Bank of Scotland“, sagte van de Veer. In den Niederlanden halte Delta Lloyd 51 Prozent an einem gemeinsamen Versicherer mit der Bank ABN Amro.

In all diesen Ländern zeige sich, dass die Vertriebskooperation zwischen Aviva und den Banken äußerst erfolgreich verlaufe. Den Einwand, dass die meisten Banken in Deutschland einschließlich der Sparkassen und Genossenschaftsbanken bereits Versicherungspartner haben, will van de Veer nicht gelten lassen. „Es gibt sehr interessante Möglichkeiten. Die Pläne für eine solche Kooperation sind da, die Finanzmittel auch“, sagte er. Einzelheiten zur Kriegskasse wollte van de Veer nicht nennen. „Das hängt immer von dem konkreten Deal ab.“

Sollte es nicht zu einem Abschluss mit einer Bank kommen, sei die Übernahme eines oder mehrerer Versicherer die zweitbeste Lösung. Auch hier sehe sich die Gruppe intensiv im Markt um. Die anstehende Konsolidierung des deutschen Marktes arbeite für Aviva.

Auch nach der Absenkung der Überschussbeteiligung von 5,75 Prozent auf 4,25 Prozent sei die Gruppe ein attraktiver Versicherer. Derzeit kommen 60 Prozent des Neugeschäfts über Makler, 25 Prozent über eigene Vertreter und 15 Prozent über Banken.

Sofort und aus eigener Kraft wachsen will die Gruppe vor allem in der betrieblichen Altersversorgung. „Das ist ein Feld mit einem großen Potenzial“, sagte van de Veer. Im vergangenen Jahr stammten zwar bereits 45 Prozent des Neugeschäfts aus diesem Segment. Im laufenden Jahr sei dieser Anteil allerdings leicht zurückgegangen. Der Grund: In der betrieblichen Altersversorgung boomen die Pensionskassen, Delta Lloyd konnte das Produkt aber nicht anbieten. Die Pensionskasse wurde erst am gestrigen Tag von der Finanzaufsicht BaFin genehmigt.

Das Geschäft mit der so genannten Riester-Rente läuft schwach. Bislang hat die Gruppe nur etwa 1 000 Verträge verkauft. „Durch die über zehn Jahre gestreckten Provisionen verliert Riester für den Vertrieb an Reiz“, sagte van de Veer.

Bild(er):

Frans van de Veer ist Chef der Delta-Lloyd-Gruppe in Deutschland, die zu Aviva gehört – Andreas Varnhorn

Quelle: Financial Times Deutschland


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