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Spezialversicherer für Auto und Baurisiken hält Ausschau nach weiteren Käufen · Interview mit Konzernchef Reuter

Posted By Herbert Fromme On 23. Dezember 2003 In Archiv,RTF Import | No Comments | Drucken

Von Herbert Fromme, Hannover Mit hoher Geschwindigkeit vollzieht die Vereinigte Hannoversche Versicherung (VHV) die Integration der Hannoverschen Leben. Im Mai gaben der Spezialversicherer für Bau- und Kfz-Risiken und der schwer angeschlagene Lebensversicherer ihre Fusion bekannt, am 1. September wurde sie rechtlich wirksam. Jetzt kann Vorstandschef Uwe Reuter schon fast Vollzug melden: „Wir werden die Integration im ersten Quartal 2004 abgeschlossen haben“, sagte er im Gespräch mit der FTD.

Die Hannoversche Leben war durch ihre aggressive Ausschüttungs- und Kapitalanlagestrategie ins Schlingern geraten und brauchte einen starken Partner. „Wir wollten diversifizieren“, sagt Reuter zu den Gründen für die Fusion. „Dabei haben wir Geschäftsfelder gesucht, die nicht mit den bestehenden Marktzyklen korrelieren.“ Die Lebensversicherung sei wichtig zur Stabilisierung der Gruppe und biete eine gute Eigenkapitalrendite, erwartet Reuter.

Die Fusion der beiden niedersächsischen Versicherer war 2003 eine der wenigen Zusammenschlüsse in der Branche. Aufgrund der schwachen Kapitalbasis zahlreicher Unternehmen erwarten Marktbeobachter in den kommenden Monaten weitere Transaktionen. Auch Reuter ist auf den Geschmack gekommen: „Wir schließen weiteres externes Wachstum nicht aus“, sagte er. Versicherer mit starker Präsenz im Schaden- und Haftpflichtgeschäft sowie im Unfallmarkt findet er interessant.

Nach der Fusion mit der Hannoverschen Leben mussten 600 Beschäftigte in neue Funktionen wechseln. „Das war bis Ende November abgeschlossen.“ Entlassungen gab es nicht, allerdings wurden Zeitverträge nicht verlängert. Jetzt arbeitet die VHV am gemeinsamen Marktauftritt und der Integration der Verkaufskanäle. Zunächst musste die VHV die Kapitalbasis des Lebensversicherers stärken. Die VHV ist wie die mit ihr fusionierte alte Hannoversche Leben ein Versicherungsverein. Inzwischen wurde das operative Lebensgeschäft in eine neue Tochter, die Hannoversche Leben AG, ausgegliedert. Sie erhielt vor wenigen Wochen 85 Mio. Euro. Davon stammen 45 Mio. Euro aus einer Kapitalerhöhung von 180 Mio. Euro und 40 Mio. Euro aus der Ausgabe von Genussscheinen, die von VHV-Töchtern gezeichnet wurden.

Die Risiken der Lebenstochter seien gut kalkulierbar, sagte Reuter. Sie habe weniger als 200 Mio. Euro aufgeschobene Abschreibungen, so genannte stille Lasten, und werde 2003 rund 150 Mio. Euro abschreiben. „Die Hannoversche Leben macht 2003 Gewinn“, sagte Reuter.

Nach drei Jahren Rückgang im Neugeschäft wächst der Lebensversicherer im vierten Quartal erstmals wieder. Neben dem traditionellen Direktvertrieb will Reuter künftig auch die Maklerschiene nutzen, die wegen der Provisionen teurer ist. „Dafür brauchen wir andere Produkte, wir werden nicht das selbe Produkt mit einem anderen Preis anbieten.“ Die Makler seien gerade für die betriebliche Altersversorgung sehr wichtig, die Reuter stark ausbauen will: „Wir setzen auf das untere Segment der kleinen Unternehmen.“ Da gebe es Synergieeffekte mit der Bauversicherung. Im Bauhauptgewerbe hat die VHV einen Marktanteil von 16,3 Prozent. „Wir nehmen es sehr ernst mit unserer Rolle als Spezialversicherer“, sagte Reuter. „Wir wollen keine Mini-Allianz werden.“

In der Autoversicherung gehört die VHV zu den fünf größten Anbietern mit einem Marktanteil von 7,2 Prozent. „Wir wachsen stark“, sagte Reuter. Ein großer Teil des Zuwachses kommt aus der Versicherung von Firmenwagen, dem so genannten Flottengeschäft von mehr als 20 Fahrzeugen unter einem Vertrag. Eigentlich ist es in der Branche wegen der hohen Schadenbelastung verpönt. „Wir verdienen mit den Flotten Geld“, sagte Reuter. Sie machen inzwischen 27 Prozent am Bestand von 5,27 Mio. Fahrzeugen aus.

Zitat:

„Wir schließen weiteres externes Wachstum nicht aus“ – VHV-Chef Uwe Reuter

Bild(er):

Seit 2002 leitet Uwe Reuter die VHV-Gruppe. Vorher war er bei der Zurich Financial – Kai-Uwe Knoth

Quelle: Financial Times Deutschland


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