Angeschlagene Gruppe geht an Versicherungskammer Bayern · Preis fällt niedriger aus als erwartet · Länder müssen auch Altlasten übernehmen

Von Herbert Fromme, Köln Nach monatelanger Verzögerung hat der Berliner Senat gestern den Verkauf der Versicherungsgruppe Feuersozietät Öffentliche Leben an ein Konsortium unter Führung der Versicherungskammer Bayern beschlossen. Das Abgeordnetenhaus muss noch zustimmen, die Beratung soll am 15. Januar stattfinden.

Die Länder Berlin und Brandenburg, die den angeschlagenen Konzern losschlagen wollen, hatten die Entscheidung lange hinausgezögert. Sie mussten in den letzten Jahren mehrfach frisches Geld einschießen, zuletzt 40 Mio. Euro. Anstatt der erhofften 200 Mio. Euro erlösen sie jetzt aber nur 40 Mio. Euro und bleiben auf dem größten Teil der Altlasten sitzen. In letzter Minute hatte die Versicherungsgruppe Hannover Interesse signalisiert, war aber nicht zum Zuge gekommen. Zuvor waren die Provinzial Düsseldorf und die Provinzial Kiel ausgestiegen, auch die Allianz hatte nur kurzzeitig Interesse.

Die eher kleine Feuersozietät hatte neben ihrer Tätigkeit in Berlin und Brandenburg lange Jahre aktiv hohe Luftfahrt- und Rückversicherungsrisiken vor allem im Londoner Markt gezeichnet, ohne über das nötige Fachwissen zu verfügen. Der Terroranschlag auf das World Trade Center kostete die Gesellschaft einen zweistelligen Millionenbetrag.

Das Konsortium übernimmt die beiden operativen Versicherer Feuersozietät in Berlin und öffentliche Leben in Brandenburg. Sie werden künftig die Rechtsform von Aktiengesellschaften haben, nicht mehr die öffentlich-rechtlicher Anstalten. Altlasten, die 5 Mio. Euro überschreiten, verbleiben dagegen in einer Anstalt des öffentlichen Rechts und damit bei den Ländern.

Die Feuersozietät bleibt mit dem Verkauf im Verbund der öffentlichen Versicherer, die meistens von den Sparkassen kontrolliert werden. Zu dem Lager gehören auch die Versicherungskammer und ihre Partner, die Sparkassen-Versicherer in Baden-Württemberg und in Sachsen. Bayern hält 70 Prozent am Konsortium, Baden-Württemberg 25 Prozent und Sachsen fünf Prozent.

Die Feuersozietät hatte 2003 Prämieneinnahmen von 208 Mio. Euro verbucht, verglichen mit 242 Mio. Euro im Jahr 2002. Die verlustbringende aktive Rückversicherung fuhr das Management drastisch von 60 Mio. Euro auf 33 Mio. Euro zurück. „Das eigentliche Kerngeschäft schrumpfte wegen der Sanierungsmaßnahmen um drei Prozent auf 175 Mio. Euro“, sagte Feuersozietät-Vorstand Thomas Bielefeld. Die Öffentliche Leben nahm von Kunden 60 Mio. Euro an Prämien ein, ein Plus von fünf Prozent. Das Neugeschäft stieg um 20 Prozent.

Quelle: Financial Times Deutschland

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