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Münchener Rück baut Ergo um

Posted By Herbert Fromme On 1. April 2004 In Archiv,RTF Import | No Comments | Drucken

Sparten werden künftig auf Konzernebene geführt · Vier Marken bleiben erhalten · Weniger Vorstände

Von Herbert Fromme, Köln Die Münchener Rück hat sich zu einem weitreichenden und raschen Umbau der Führungsstruktur ihrer Erstversicherungstochter Ergo entschlossen, die als Sorgenkind der Gruppe galt. Nach FTD-Informationen wird der Ergo-Aufsichtsrat am Freitag über die Pläne beschließen. Alle leitenden Mitarbeiter wurden für Dienstag zu einer Versammlung eingeladen. Dort werden Ergo-Chef Lothar Meyer und die drei Sparten-Vorstände das Modell vorstellen.

Bisher hat die Ergo-Holding wenig Durchgriff auf die operative Arbeit der zahlreichen Konzerngesellschaften, da deren Vorstände die Verantwortung für ihr Ergebnis tragen. Zwar gibt es gemeinsame Projekte, der Fortgang war aber oft schleppend und von Einzelinteressen behindert.

Mit hohen Verlusten durch den Börsencrash trug die Ergo maßgeblich dazu bei, dass die Münchener Rück trotz des Booms in der Rückversicherung für 2003 einen Verlust von 434 Mio. Euro melden musste. Der seit Januar amtierende Münchener-Rück-Chef Nikolaus von Bomhard steht bei Analysten und Anlegern im Wort, dass er die strukturellen Probleme des Konzerns anpackt. Ein Verkauf der Ergo steht nicht mehr an, wohl aber ein Teilbörsengang in einigen Jahren. Voraussetzung ist auf jeden Fall eine erfolgreiche Restrukturierung.

Künftig wird die operative Führung auf der Ergo-Konzernebene angesiedelt. Dafür richtet der Konzern drei Geschäftsbereiche mit jeweils einem verantwortlichen Vorstandsmitglied ein: Leben, Schaden-Unfall und Kranken. Diese drei Chefs werden in Personalunion auch Vorstandsvorsitzende der wichtigsten Versicherungsgesellschaften in ihrem Bereich. Der Umbau wird bisher noch nicht bekannte personelle Konsequenzen haben. Viele Vorstände dürften ihren Posten verlieren.

Konzernchef bleibt Lothar Meyer. Den Bereich Lebensversicherung wird nach Angaben aus Konzernkreisen Götz Wricke führen, Chef der Hamburg-Mannheimer und damit des größten Lebensversicherers im Konzern. Er wird auch Vorstandsvorsitzender der Victoria Leben.

Den Bereich Schaden-Unfall verantwortet Horst Döring, der Vorstandsvorsitzende der Victoria Versicherung. Der 63-jährige Döring hat allerdings erklärt, dass er nur noch bis Ende 2004 zur Verfügung steht. Seine Nachfolge werde dann wahrscheinlich Michael Rosenberg antreten, zur Zeit Chef der Victoria Leben und verantwortlich für die IT im Konzern. Döring und später Rosenberg werden auch die Chefsessel bei der Hamburg-Mannheimer Sach und dem Rechtsschutzspezialisten DAS einnehmen, so die Kreise.

Günter Dibbern, seit 1. Januar 2004 Vorstandsvorsitzender des Krankenversicherers DKV, wird verantwortlich für den Bereich Kranken. Dort ändert sich am wenigsten – schon jetzt ist die Victoria Kranken eine DKV-Tochter.

Deutlicher werden die Änderungen für die Bereiche Leben und Schaden-Unfall ausfallen. Dort werden Funktionen, die bisher von den Gesellschaften nebeneinander betrieben wurden, zusammengelegt. „Das heißt aber nicht notwendigerweise, dass alles an einem Ort zentralisiert wird“, sagte ein Insider. Es könne weiterhin sein, dass Produktentwicklung oder Mathematik an mehreren Orten stattfinden – jedoch unter einer einheitlichen Leitung.

Die vier Marken sollen erhalten werden. Auch die Vertriebe, die getrennt nach Marke organisiert sind, würden nicht vereinheitlicht, hieß es in den Kreisen. Jede Marke behalte ihre Vertriebschefs.

Zitat:

„Der Umbau heißt nicht, dass alles an einem Ort zentralisiert wird“ – Ergo-Insider

Bild(er):

Münchener-Rück-Chef Nikolaus von Bomhard räumt auf – Martin Hangen

Quelle: Financial Times Deutschland


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