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Landesbanken verbreitern Ertragsbasis

Posted By Redaktion On 27. Mai 2004 In Archiv,RTF Import | No Comments | Drucken

Wegfall der Staatshaftung zwingt Institute zur Suche nach neuen Einnahmequellen

Die heiß diskutierte Fusion von Landesbanken ist im Norden bereits Wirklichkeit. Die HSH Nordbank ist im Juni 2003 aus einer Fusion der Landesbanken von Hamburg und Schleswig-Holstein hervorgegangenen. Anders ist die Nordbank schon deshalb, weil sie mehr Geld in Schiffe steckt als in mittelständische Unternehmen, wie die entsprechenden Posten im Kreditbuch von 21 Mrd. Euro und 16 Mrd. Euro beweisen. Damit ist die HSH der größte Schiffsfinanzierer weltweit.

Die Landesbanken reduzieren das kapitalintensive Kreditgeschäft und suchen nach Alternativen. Der Grund: Ihnen droht eine deutlich schlechtere Bewertung ihrer Kreditwürdigkeit, wenn 2005 die staatliche Haftung wegfällt. Um Kosten zu sparen, haben einige Landesbanken bereits Geschäftsfelder zusammengelegt, etwa die Wertpapierabwicklung. Wenn mit der günstigen Refinanzierung der Hauptvorteil gegenüber den Geschäftsbanken wegfällt, könnte die Kooperation das Mittel sein, die Privaten zu schlagen.

Bei Schiffsfinanzierungen liegen die Privatbanken im Volumen bereits weit zurück: So hatte der Bereich DB-Shipfinancing der Deutschen Bank, einschließlich der Tochter Schiffshypothekenbank zu Lübeck, zum Jahresende 2003 einen Darlehensbestand von 2,3 Mrd. Euro. Die Schiffsfinanzierungen der HSH Nordbank lagen mit 17 Mrd. Euroum ein Vielfaches darüber. Schon vor der Fusion stand die Hamburgische Landesbank international an der Spitze. Durch den Zusammenschluss mit Kiel und den Boom auf den Schifffahrtsmärkten ist der Bestand weiter gewachsen. Die zweitgrößte Schiffsbank in Deutschland ist ebenfalls eine öffentliche, die KfW-Tochter Ipex. Auch die Bremische Landesbank ist in der Schiffsfinanzierung aktiv. Ihr Portfolio hat derzeit nach eigenen Angaben einen Wert von rund 2,3 Mrd. Euro.

Obwohl das Geschäft mit den Reedern gut läuft, will die HSH Nordbank insgesamt weniger abhängig vom Kreditgeschäft werden, das in der Vergangenheit 85 Prozent bis 90 Prozent des Ertrags einbrachte. Um ihr Wertpapiergeschäft zu stärken, macht die HSH hier seit Mitte Mai mit der Helaba und der BayernLB gemeinsame Sache. Rückwirkend zum 1. Januar wurde die Plus Bank der HSH auf die TxB der Hessen und Bayern verschmolzen. Nach der DWP Bank von Sparkassen und Genossenschaftsbanken sowie der Deutsche-Bank-Tochter ETB entstand damit der drittgrößte Wertpapierabwickler in Deutschland.

Andere Landesbanken sind ebenfalls als Wertpapierabwickler aktiv. Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) will dieses Geschäft ausbauen und spricht mit der Commerzbank über eine Zusammenarbeit. Die SachsenLB hat dagegen an der Setis-Bank wenig Freude und spricht mit Interessenten über einen Verkauf. Gute Erträge bringt der SachsenLB dagegen das Verbriefungsgeschäft der Dubliner Tochter. Die SachsenLB Europe verdoppelte ihren Vorsteuergewinn im vergangenen Jahr auf 33 Mio. Euro. Doch nicht nur die Leipziger Landesbank ist in dem Geschäft aktiv. Die Bayerische Landesbank, die HSH Nordbank, die Helaba und die WestLB sind Mitglieder der True-Sales-Initiative der KfW Bankengruppe.

Alle Landesbanken vergeben außerdem Kredite an die öffentliche Hand. Die Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP) etwa hatte Ende vergangenen Jahres an öffentliche Schuldner ein Kreditvolumen von 7,6 Mrd.Euro verliehen. Dabei helfen gute Kontakte zur Landes- und Kommunalpolitik. Dabei ist die LRP die einzige Landesbank, an der kein Bundesland beteiligt ist. Bereits vor Jahren hatte Rheinland-Pfalz seine Anteile an die WestLB und die LBBW verkauft.

Außerdem sind viele Landesbanken stark im Immobiliengeschäft engagiert, etwa die Helaba mit einem Kreditbestand von 18,2 Mrd. Euro. Auch bei der HSH Nordbank liegen die Immobilien im Kreditbuch mit einem Volumen von 28 Mrd. Euronoch vor den Schiffen. Nicht immer sind sie Landesbanken hier erfolgreich: Die Bayern LB machte mit Immobilien 2003 einen Verlust von 250 Mio. Euro, weil sie gewerbliche Kredite abschreiben musste. Wenn die Kapitalbeschaffung im kommenden Jahr teurer wird, könnte auch hier die Zusammenarbeit attraktiver werden.

Zitat:

„Weltweit ist die HSH Nordbank bei Darlehen an Reeder die Nummer eins“

Mark Böschen, Frankfurt, und Katrin Berkenkopf, Köln

Quelle: Financial Times Deutschland


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