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Credit Suisse düpiert Tochter DBV-Winterthur

Posted By Herbert Fromme On 7. Juni 2004 In Archiv,RTF Import | No Comments | Drucken

Axa-Manager Frank Keuper löst Vorstandsvorsitzenden Hartmut Nickel-Waninger ab · Konzernchef Fischer setzt sich durch

Von Herbert Fromme, Köln Hartmut Nickel-Waninger ist als Vorstandsvorsitzender der DBV-Winterthur Gruppe nach nur zwei Jahren im Amt zurückgetreten. Nachfolger wird Frank Keuper, zurzeit Vorstand der deutschen Axa für das Privat- und Gewerbekundengeschäft.

Nickel-Waninger hat den „Guerillakrieg gegen den Mehrheitsaktionär verloren“, wie ein konkurrierender Versicherer den Vorgang nannte. Sein Verhältnis zu Leonhard Fischer, Chef der Schweizer Credit-Suisse-Tochter Winterthur, galt als zerrüttet. Der Deutschland-Chef weigerte sich aber über Monate zurückzutreten. Dabei hatte er die Unterstützung eines Teils des Aufsichtsrats.

Nachfolger Keuper kennt sich nicht nur mit ausländischen Mehrheitsaktionären aus. Auch mit den Problemen Wachstumsschwäche und Marktanteilsverlust musste er sich – zuletzt erfolgreich – schon bei der Axa herumschlagen.

Winterthur-Chef Fischer hatte Anfang März im FTD-Interview gesagt, die DBV-Winterthur sei „nicht die Ertragsperle im Verbund“. Zusätzlich sprach er damals von einer falschen Expansionspolitik und wollte zu Spekulationen über die Zukunft Nickel-Waningers nichts sagen. Seine Äußerungen wurden als klares Misstrauensvotum gegenüber dem Deutschland-Chef interpretiert. Ende März musste die DBV-Winterthur dann auch noch ihre Zahlen für 2003 korrigieren, die Obergesellschaft Credit Suisse ihr Ergebnis für 2003 deshalb um 135 Mio. Euro nach unten berichtigen.

Die Ergebnisse 2003 wurden ohnehin mit Stirnrunzeln in der Schweiz aufgenommen. Die deutsche Tochter fuhr einen Verlust von 89 Mio. Euro ein, 2002 war noch ein Gewinn von 28 Mio. Euro gemeldet worden. Beim Wachstum konnte die Gruppe ebenso wenig überzeugen. Der Markt legte 2003 bei den Beitragseinnahmen durchschnittlich um 4,7 Prozent zu, das Wiesbadener Unternehmen schrumpfte dagegen um 2,2 Prozent auf 3,43 Mrd.Euro.

Die DBV-Winterthur ist mit dieser Größe ohnehin in einer unangenehmen Mittellage. Sie ist zu klein, um bundesweit gegen die großen drei, Allianz, Ergo und AMB Generali, viel ausrichten zu können. Aber sie ist zu groß, um bestimmte Geschäftszweige einfach aufzugeben und sich als Spezialversicherer zu positionieren. In der Spezialsparte Arzthaftpflicht, in der sie Marktführer war, agierte sie zuletzt glücklos. Auch der Verlust der Commerzbank als Vertriebspartner hat dem Unternehmen geschadet. Die Bank verkauft seit 2000 Verträge der AMB Generali.

Immer wieder aufkeimende Gerüchte über Verkaufsabsichten der Schweizer werden von Winterthur-Chef Leonhard Fischer allerdings klar dementiert. Die Credit-Suisse-Tochter hält 71,5 Prozent an der DBV-Winterthur Holding.

Die DBV Öffentlich-rechtliche Anstalt für Beteiligungen besitzt 25 Prozent, die restlichen 3,5 Prozent sind im Streubesitz. Die Gesellschaft geht auf die Lebensversicherung für Armee und Marine von 1871 und die 1873 errichtete Deutsche Beamtenversicherung (DBV) zurück. Die Winterthur übernahm 1995 die Mehrheit und verschmolz die DBV mit ihrer deutschen Niederlassung.

Die Gruppe nutzte ihre Herkunft aus dem öffentlichen Dienst nur zögernd und hat sich von den Konkurrenten Debeka und HUK-Coburg als Beamtenversicherern den Rang ablaufen lassen. Auch das kritisiert Fischer.

Zitat:

„Nickel-Waninger hat den Guerilla-krieg verloren“ – Winterthur-Konkurrent

Quelle: Financial Times Deutschland


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