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Versicherer fürchten Wachstumseinbruch 2005

Posted By Herbert Fromme On 11. November 2004 In Archiv,RTF Import | No Comments | Drucken

Branche geht mit großer Medienkampagne in die Offensive · Nur Plus von einem Prozent bei Lebensversicherungen erwartet

Von Herbert Fromme und Nicola Liebert, Berlin Die Versicherungswirtschaft erwartet für das kommende Jahr einen Einbruch im Beitragswachstum. Hauptproblem ist die Unsicherheit in der Lebensversicherung. Darauf will die Branche mit einer publizistischen „Dachkampagne“ ihres Verbandes reagieren. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) rechnet für das kommende Jahr mit einem Zuwachs von nur einem Prozent in der Lebensversicherung, verglichen mit geschätzten 3,5 Prozent 2004.

GDV-Präsident Bernhard Schareck machte die „hohe Unsicherheit“ in diesem Feld verantwortlich. Ende 2004 laufen die meisten Steuervorteile für die Kapitallebensversicherung aus. Die Branche hofft zwar, dass dies 2004 noch einmal zu kräftigem Neugeschäft führt – was aber dann kommt, steht in den Sternen.

Aber auch in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres waren die Zahlen alles andere als ermutigend. Insgesamt fiel das Neugeschäft der Lebensversicherer sogar um 7,1 Prozent, während das der Pensionskassen in der betrieblichen Altersversorgung „förmlich explodierte“. Seit Oktober kommt aber der Schlussverkauf der Lebensversicherer in Gang. „Das Neugeschäft zieht deutlich an, die Antragseingänge steigen sprunghaft“, sagte Schareck, der auch Vorstandschef der Münchener-Rück-Tochter Karlsruher ist.

Nach anfänglicher deutlich geäußerter Skepsis der Versicherer gegenüber der Basis- oder Rürup-Rente, die 2005 eingeführt wird, hat sich der GDV jetzt schweren Herzens entschlossen, sie öffentlich zu loben. Schareck sieht plötzlich für die Rürup-Rente durchaus gute Chancen, handele es sich dabei doch um „ein privates Abbild der sicheren gesetzlichen Rente“.

Zweifel an dem Konzept beruhen unter anderem darauf, dass die Renten nicht vererbt werden können. Dies sei nicht ganz richtig, stellte Schareck klar. Hinterbliebene könnten durchaus abgesichert werden, auch wenn dies auf Kinder und Ehegatten begrenzt sei. Dafür ist allerdings ein besonderer und teurerer Abschluss notwendig – was Schareck nicht erwähnte.

Vor allem für diejenigen, die die Versorgung anderer nicht mit bedenken müssen, sei die Basisrente attraktiv, so Schareck. Angesichts von vielen Millionen Singles, die es in Deutschland gebe, „sehen wir hier starke Absatzchancen“.

Er räumte ein, dass es bis dahin noch eine Zeit dauern könne. Die Kalkulationsbasis für die Angebote stehe zwar schon, aber „das Produkt kann erst endgültig fertig gestellt werden, wenn rechtliche Zweifelsfragen aus dem Weg geräumt sind“. Das Bundesfinanzministerium will nach seinen Angaben noch in diesem Jahr die Frage des Sonderausgabenabzugs und der Besteuerung klären.

Schon jetzt plant der Verband eine große PR-Kampagne, die Aktionen der Unternehmen stützen soll. „Der GDV stellt sich der gesellschaftlichen Aufgabe, die private Rente (private Altersvorsorge) in Deutschland zu etablieren“, heißt es in dem internen Kampagnenplan. Der Verband gebe keine Produktempfehlung, grenze sich aber von Fonds und Immobilien ab. „Private Rente ist Lebensversicherung“, so der Slogan.

Heute will Schareck dem Hauptausschuss des GDV vorschlagen, für die Kampagne zunächst 2 Mio. Euro zusätzlich zum normalen PR-Etat zu genehmigen. Das Geld will der Verband für Journalistenworkshops, einen Artikelservice mit „flächendeckender Bereitstellung von themenspezifischen redaktionellen Beiträgen“ und Medienkooperationen mit Lokal-, Regional- und Wirtschaftszeitungen ausgeben. Dazu kommen Telefonaktionen, die Lokal- und Regionalzeitungen durchführen und die der GDV entweder initiiert hat oder an denen er sich beteiligt.

Nicht nur für die Lebensversicherung erwartet der GDV gebremstes Wachstum. Auch für die Schaden- und Unfallsparten – dazu gehören die Autoversicherung sowie Gebäude- und Haftpflichtdeckungen – geht er 2005 von einem Zuwachs von „allenfalls einem Prozent“ aus. Im laufenden Jahr sollen es noch zwei Prozent werden. Die Abschwächung gehe unter anderem auf Preisnachlässe in der Autoversicherung zurück, sagte GDV-Präsidiumsmitglied Edmund Schwake. Das genaue Ausmaß der Preissenkungen sei Anfang 2005 abzusehen. Die Sparte sei aber nach jahrelangen Verlusten auch in diesem Jahr wie schon 2003 Gewinn bringend gewesen.

Zitat:

„Das Neugeschäft zieht deutlich an“ – GDV-Präsident Bernhard Schareck

Bild(er):

Nicht nur die Werbe-Ikone Herr Kaiser soll Versicherungen an den Mann bringen. Die Branche plant eine große Kampagne – Caro/Oberhäuser; Hamburg-Mannheimer

Quelle: Financial Times Deutschland


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