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Münchener Rück hält Minderheit an AIG-Tochter

Posted By Herbert Fromme On 4. April 2005 In Archiv | No Comments | Drucken

Die Münchener Rück hat bestätigt, dass sie 49 Prozent an dem Bermuda-Rückversicherer Richmond Insurance hält, der im Skandal um Bilanzfälschungen bei der American International Group (AIG) eine große Rolle spielt. „Wir haben unsere Beteiligung nie verheimlicht, sie besteht seit 1987“, sagte ein Unternehmenssprecher. Die Münchener Rück selbst habe keine Rückversicherungsbeziehungen mit Richmond. „Das war ein reines Investment“, sagte er. In der laufenden Untersuchung „kooperieren wir vollständig mit den Behörden“, sagte er weiter.
Die neue AIG-Führung erklärte, es seien „wichtige und bisher nicht bekannte Belege für die Kontrolle der AIG über Richmond“ aufgetaucht. Bisher hatte AIG immer behauptet, nur 19,9 Prozent an der Bermuda-Gesellschaft zu halten. Laut AIG gibt es auch enge Verbindungen zwischen Starr International und Union Excess auf Barbados. Starr ist ein Finanzvehikel, das 12 Prozent der AIG-Aktien hält und von dem inzwischen zurückgetretenen AIG-Chef Maurice Greenberg kontrolliert wird. Über Starr wurden Bonusprogramme für AIG-Manager abgewickelt. Starr hat den Aktionären der Union Excess Garantien gegeben, mit denen sie vor Verlusten geschützt wurden.
Der nach Börsenwert größte Versicherer der Welt hatte Richmond und Union Excess benutzt, um schlechte Risiken abzugeben und damit aus der Bilanz zu bekommen. Außerdem setzte AIG für solche Zwecke Finanzdeals mit der Gen Re ein, die als Versicherungsgeschäfte verbucht wurden, obwohl kein tatsächlicher Risikotransfer stattfand.
Bei ihren Ermittlungen gegen AIG untersuchen US-Behörden jetzt auch die Rolle von PricewaterhouseCoopers (PwC). Die Wirtschaftsprüferfirma hatte das AIG-Mandat.
PwC sei „Gegenstand unserer Untersuchungen“, hieß es in Behördenkreisen. Börsen- und Versicherungsaufsicht sowie Staatsanwaltschaft interessierten sich vor allem für die schriftlichen Prüfungsvermerke von PwC zu den AIG-Bilanzen, Fragen der Prüfer zu bestimmten Transaktionen sowie Äußerungen von PwC gegenüber AIG. PwC wollte sich zu den Vorgängen nicht äußern.
Die US-Börsenaufsicht SEC hat von PwC per Vorladung Informationen über umstrittene Geschäfte zwischen AIG und dem Rückversicherer Gen Re 2000 und 2001 verlangt.

Quelle: Financial Times Deutschland


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