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Absicherung bei schwerer Erkrankung

Posted By Anja Krüger On 28. Oktober 2005 In Archiv,RTF Import | No Comments | Drucken

Gothaer Versicherung startet neuen Versuch bei Dread-Disease-Policen

Von Anja Krüger Vor einigen Jahren bereits haben deutsche Versicherungsunternehmen versucht, so genannte Dread-Disease-Verträge auf dem heimischen Markt zu etablieren, sind damit aber gescheitert. Jetzt unternimmt die Gothaer einen neuen Anlauf und offeriert eine Police, mit der sich Selbstständige und Arbeitnehmer gegen den finanziellen Absturz nach einer schwerwiegenden Erkrankung absichern können. Der Versicherer lockt Kunden mit der Möglichkeit, einen Teil der Beträge zurückzubekommen.

Die Police „Gothaer Perikon“ – der Name ist die Abkürzung für „persönliches Risikokonzept“- deckt 27 schwere Krankheiten ab. Dazu gehören Herzinfarkt, Erkrankung des Herzmuskels, Schlaganfall und Krebs. Allerdings leistet der Versicherer nur bei wirklich schweren Erkrankungen. „Es reicht zum Beispiel nicht aus, dass der Kunde einen Bypass gelegt bekommt“, sagt Helmut Hofmeier, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Gothaer Lebensversicherung. Erst bei einem zweiten Bypass geht der Versicherer von einer schweren Krankheit aus.

Das Höchsteintrittsalter ist 60 Jahre, vor Abschluss der Police findet eine Gesundheitsprüfung statt. Im Fokus stehen dabei nicht nur die Erkrankungen des Kunden, sondern auch die seiner Eltern. „Problematisch kann es zum Beispiel sein, wenn der Vater einen Herzinfarkt hatte und die Mutter einen Schlaganfall“, sagt Hofmeier.

Ein verheirateter 35-jähriger Mann zahlt für eine Kapitalleistung von 100 000 Euro oder eine monatliche Berufsunfähigkeitsrente von 1500 Euro einen Beitrag von 178 Euro im Monat. Tritt der Versicherungsfall nicht ein, hat er die Chance, Teile seiner Prämienzahlungen zurückzubekommen. Die Beiträge werden in Aktien angelegt, der Kunde kann zwischen vier Fonds wählen. Abschluss- und Verwaltungskosten werden mit Erträgen aus den Fonds bezahlt.

Für die ersten fünf Jahre gibt der Versicherer dem Kunden eine Beitragsgarantie. Selbst wenn sich die Fonds extrem ungünstig entwickeln, muss der Kunde keine höheren Prämien zahlen. Das könnte aber geschehen, wenn sich über diesen Zeitraum hinaus die angenommenen Wertsteigerungen nicht einstellen. Entwickelt sich die Anlagen extrem gut, hat der Kunde die Chance, Beiträge zurückzubekommen. Der 35-Jährige käme bei einem Beitrag von heute 178 Euro und einer durchschnittlichen Wertentwicklung von neun Prozent nach einer ausgesprochen optimistischen Modellrechnung der Gothaer im Alter von 65 Jahren auf ein Fondsvermögen von 59 343,80 Euro. Gezahlt hätte er bei gleichbleibendem Beitrag 64 080 Euro. Auf das Depot hat der Kunde auch bei einer Kündigung des Vertrags Zugriff. „Es handelt sich aber nicht um einen Sparplan, sondern um eine Risikoversicherung“, betonte Hofmeier.

Versicherungsmakler Karl Thielen vom NAV-Wirtschaftsdienst ist skeptisch. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung könne günstiger sein, weil Kunden die Beiträge steuerlich geltend machen können, wenn der Vertrag mit einer Rürup-Rente kombiniert ist. In Einzelfällen sei eine Dread-Disease-Police aber durchaus sinnvoll, etwa wenn Kunden bei Erkrankung mit einem großen Betrag eine Immobilie abzahlen möchten. Thielen würde dann aber auf andere Anbieter setzen: „Canada Life deckt bei etwa gleicher Prämienhöhe 36 Krankheiten ab.“

Quelle: Financial Times Deutschland


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