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Allianz hält an hoher Verzinsung fest

Posted By Herbert Fromme On 12. Dezember 2005 In Archiv,RTF Import | No Comments | Drucken

Lebensversicherer bringt Konkurrenz in Zugzwang · Geschwächter Vertrieb wird gestützt

Von Herbert Fromme, Köln Die Allianz Lebensversicherung belässt die hohe Verzinsung von Lebensversicherungs- und Rentenverträgen auch für 2006. Die Gesamtverzinsung aus Garantie und Überschussbeteiligung beträgt in der Ansparphase unverändert 4,5 Prozent und in der Zeit der Rentenzahlung 4,7 Prozent, teilte das Unternehmen in Stuttgart mit. Im Durchschnitt schreiben die deutschen Lebensversicherer 2005 nach Berechnungen des Fachdienstes „Map-Report“ rund 4,35 Prozent gut.

Die Lebensversicherer sind verpflichtet, am Ende des Jahres die Sätze für das kommende Jahr zu deklarieren. Für 2006 haben die meisten Gesellschaften ihre Verzinsung noch nicht genannt. Viele warten die Erklärung der Allianz ab, um sich am Marktführer zu orientieren.

Verzinst wird der angesparte Teil der Beiträge, der zwischen 70 und 80 Prozent der vom Kunden gezahlten Beiträge ausmacht. Den Rest verwenden die Lebensversicherer für Provisions- und Verwaltungskosten sowie den Risikoschutz. Die Gesamtverzinsung besteht aus dem garantierten Mindestzins, der für Neuverträge höchstens 2,75 Prozent – ab Januar 2007 2,25 Prozent – beträgt, für ältere aber bis zu 4,0 Prozent ausmachen kann. Außerdem zahlen viele Gesellschaften zusätzlich eine Überschussbeteiligung. Zusammen machen sie die Gesamtverzinsung aus. Hält der Kunde den Vertrag bis zur Fälligkeit durch, was bei rund der Hälfte aller neu abgeschlossenen Policen nicht der Fall ist, gibt es einen Bonus, den Schlussgewinn. Wenn der eingerechnet wird, kommen Allianz-Kunden 2006 auf 5,1 Prozent.

„Damit dürften wir auch im kommenden Jahr deutlich über dem Marktschnitt liegen“, sagte Maximilian Zimmerer, Vorstandsmitglied der Allianz Lebensversicherung und ab Januar 2006 ihr Chef. Die vergleichsweise hohe Zahlung sei auf Grund der „ausgeprägten Finanzkraft“ der Allianz Leben möglich, die sich auch an der überdurchschnittlichen Aktienquote von 17 Prozent der gesamten Kapitalanlagen zeige.

Die Allianz Leben hat in den vergangenen Jahren ihren Marktanteil ausgebaut und hielt 2004 15,23 Prozent, verglichen mit 14,87 Prozent vier Jahre zuvor. Es gibt zwar Unternehmen mit einer deutlich höheren Gesamtverzinsung. So bietet Europa sechs Prozent, die zur Gothaer gehörende Asstel 5,87 Prozent und Debeka 5,1 Prozent. Aber von den großen Lebensversicherern, den eigentlichen Konkurrenten der Allianz, schreibt nur die R+V dieselbe Verzinsung wie der Marktführer gut. Alle anderen großen Wettbewerber liegen deutlich darunter und werden nur schwer in der Lage sein, ihre Verzinsung 2006 zu erhöhen. Das wird ihre Position im Wettbewerb weiter schwächen.

Mit der vergleichsweise hohen Verzinsung erleichtert die Allianz ihren Vertretern das Leben. Sie haben wie alle Vertriebe im Jahr 2005 unter der Flaute im Neugeschäft mit Lebensversicherungen gelitten. Das hatten die meisten Konzerne nach dem durch Steueränderungen getriebenen Rekordjahr 2004 zwar erwartet, der Einbruch fiel dann aber deutlich schlimmer aus als vorhergesehen. Mit der hohen Verzinsung haben Allianz-Vertreter in einem feindlichen Umfeld bessere Chancen als die Konkurrenz.

Das beruhigt den Vertrieb in einer Lage, in der die Umgestaltung des Konzerns für deutliche Unruhe sorgt. Die einheimischen Privatkundenversicherer der Allianz werden in einer neuen Deutschland-Holding zusammengefasst. Die Vertriebe gehören ab Januar nicht mehr zu den Versicherern, sondern zu einer speziellen Vertriebsgesellschaft.

Auch im umkämpften Markt für die betriebliche Altersversorgung punktet die Allianz mit hohen Zinsen. Sie konnte dort in den vergangenen Jahren ihre Position deutlich ausbauen und macht heute im Kollektivgeschäft fünfmal so viel Volumen wie der Marktzweite Gerling.

Bild(er):

Bayrisches Fingerhakeln: Marktführer Allianz lässt der Konkurrenz mit der hohen Gesamtverzinsung seiner Lebensversicherungen kaum eine Chance – Argum/Thomas Einberger

Quelle: Financial Times Deutschland


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