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Versicherungsgruppe VHV greift an

Posted By Herbert Fromme On 3. April 2006 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Vertriebsoffensive soll Marktanteile in Kerngeschäftsfeldern steigern · Interview mit Konzernchef Uwe Reuter

Von Herbert Fromme, Hannover Die Versicherungsgruppe VHV will nach einem nach eigener Ansicht erfolgreichen „Fitnessprogramm“ die Marktanteile in ihren Kerngeschäftsfeldern ausbauen. „Wir werden stark in die Vertriebe investieren“, sagte Vorstandschef Uwe Reuter im FTD-Interview. Dazu gehört die verstärkte Zusammenarbeit mit Maklern ebenso wie der Ausbau des angestellten Spezialvertriebs für die Baubranche. Die Abkürzung VHV stammt von der Vereinigten Haftpflichtversicherung. Der Versicherungsverein ist mit 4,2 Prozent Marktanteil der viertgrößte Autoversicherer in Deutschland, hat einen Anteil von 15 Prozent in der Abdeckung der Bauwirtschaft und besitzt mit der Hannoverschen Leben einen wichtigen Lebens-Direktversicherer.

Außerdem prüft das Unternehmen, ob es einen Internetversicherer für die Autoversicherung gründen soll. In der Autoversicherung gewinne die VHV Marktanteile und sei in den schwarzen Zahlen.

Fusionen und Kooperationen mit anderen Versicherungsvereinen schließt der VHV-Chef nicht aus. „Wenn einer käme und sich uns anschließen wollte, würden wir uns das anschauen.“ Die Gruppe kommt zur Zeit auf rund 2 Mrd. Euro Prämieneinnahmen.

Reuter sagte, die deutsche Assekuranz stehe vor einer massiven Verschärfung des Wettbewerbs, die mit einer deutlich fühlbaren Konzentrationswelle einhergehen werde. „Dafür muss ein mittelgroßer Versicherer sich fit machen“, sagte er. Er müsse Kunden und Vermittler besser bedienen und gleichzeitig die Kosten senken.

Dabei gehe es einerseits um neue IT-Techniken, vor allem die Standardisierung von Geschäftsvorfällen, und andererseits um andere Organisationsformen. Dazu gehörte in Hannover die Ausgliederung aller Verwaltungsarbeiten in eine eigene Service-GmbH. „Erst jetzt kommen wir mit dieser Methode an Grenzen. Die nächsten Schritte machen wir dann vor allem mit neuen Technologien.“

Arbeitsplatzabbau gab es bisher kaum. „Wir haben immer so um die 2500 Vollzeitstellen, und insgesamt arbeiten 2700 Menschen bei uns“, sagte VHV-Chef Reuter. „Aber wir stemmen mit derselben Anzahl Mitarbeiter 25 Prozent mehr Geschäft als vor vier Jahren.“ Er konnte die Belegschaft für ein Beteiligungsmodell gewinnen. Statt des traditionellen übertariflich gezahlten zusätzlichen Monatsgehaltes konnten die Mitarbeiter eine Gewinnbeteiligung wählen, die zwischen null und fünf Monatsgehältern beträgt – 93 Prozent entschieden sich für das neue Modell.

„Jetzt interessieren sich die Mitarbeiter ganz anders für die Lage des Unternehmens und kommen selbst mit Sparvorschlägen“, sagte Reuter. Heimarbeitsplätze, Eltern-Kind-Räume und andere Maßnahmen hätten die Produktivität weiter erhöht.

Inzwischen habe die VHV in der Schaden- und Unfallversicherung eine Kostenquote von 19,4 Prozent der Beitragseinnahmen erreicht, sagte Reuter. Zum Vergleich: Der Marktführer Allianz kommt zur Zeit in Deutschland auf mehr als 25 Prozent. Die Allianz ist zur Zeit mitten in einem weitreichenden Umbauprozess, auch die Konkurrenten Ergo, Axa und AMB Generali ändern ihre Strukturen.

Reuter hat gerade eine Fusion erfolgreich hinter sich gebracht. 2003 übernahm die VHV die angeschlagene Hannoversche Leben. Auch das ging geräuschlos, die zehn Prozent der Mitarbeiter, die beim Lebensversicherer nicht mehr gebraucht wurden, konnte VHV in der stark wachsenden Autoversicherung einsetzen. Nach der Fusion stärkte VHV die Kapitalbasis. 2002 hatte die Gruppe 500 Mio.Euro Eigenkapital, inzwischen 1,05 Mrd.Euro. Die Ratingagentur Standard & Poor’s bewertet die Versicherer mit „A“. In der Krise war die Bonitätsnote der Hannoverschen Leben mit „B“ auf einem inakzeptablen Niveau.

Zitat:

„Wir werden stark in dieVertriebeinvestieren“ – Uwe Reuter –

Bild(er):

Nach einem erfolgreichen Umbauprogramm für seinen mittelgroßen Versicherer will VHV-Chef Uwe Reuter angreifen und die Marktanteile ausbauen – Kai-Uwe Knoth

Quelle: Financial Times Deutschland


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