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Experten erleichtern Geschäfte mit Auslandsgläubigern

Posted By Friederike Krieger On 30. Juni 2006 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Factoring-Unternehmen ersparen ihren Kunden die Mühe, sich in Rechnungs- und Zahlungsgepflogenheiten fremder Länder einzuarbeiten

Von Friederike Krieger Ein Abnehmer im Ausland ist gefunden, man ist sich über Preise und Mengen einig – dem Export von Waren über die deutsche Grenze steht theoretisch nichts mehr im Wege. In der Praxis ergeben sich allerdings noch viele Fragen, was die Bezahlung angeht. Wie ist es zum Beispiel um die Zahlungsmoral argentinischer Unternehmen bestellt? Was für Zahlungsfristen sind in Slowenien üblich? Und wie muss eine Mahnung an eine koreanische Firma aussehen?

Wer nicht genug weiß über das Rechtssystem und die landestypischen Gewohnheiten mit Blick auf Zahlungsmodalitäten und Mahnwesen, der wird auf im Ausland nur schwer Fuß fassen. so sind etwa Informationen über die Bonität der Geschäftspartner schwerer zu bekommen als in Deutschland. Deshalb verlassen sich deutsche Unternehmen zunehmend auf Export-Factoring. Der internationale Factoring-Umsatz stieg im vergangenen Jahr um rund 40 Prozent auf 13,9 Mrd. Euro. Coface Finanz ist Marktführer mit rund 30 Prozent Anteil am deutschen Export-Factoring-Geschäft, gefolgt von der Heller Bank und Eurofactor. Auch für die Zukunft hofft die Branche auf ein glänzendes Geschäft. „Das Wachstum findet im Ausland statt“, sagt Franz Michel, Geschäftsführer von Coface Finanz, mit Blick auf die Zuwachsrate deutscher Ausfuhren. Die liegt bei rund acht Prozent und damit wesentlich über dem inländischen Wirtschaftswachstum. „Auslands-Factoring wird in dem Umfang wichtiger, wie auch der deutsche Export zunimmt“, sagt Ulrich Brink, Geschäftsführer des Deutschen Factoring-Verbandes.

Export-Factoring funktioniert ähnlich wie Inlands-Factoring: Das Factoring-Unternehmen kauft die Forderungen des Exporteurs und sichert ihn gleichzeitig gegen das Ausfallrisiko ab. „Wegen der unterschiedlichen Rechtsordnungen ist das internationale Geschäft für den Factor aber ungleich komplexer“, erläutert Michel. Eine breite internationale Aufstellung ist für ein Factoring-Unternehmen deshalb ein Muss. Coface Finanz ist in 93 Ländern präsent, entweder mit eigenen Niederlassungen oder über Kooperationspartner.

„Vorteile, die sich für den Kunden aus dem Factoring ergeben, wie mehr Liquidität und Sicherheit, sind im Auslandsgeschäft noch viel wichtiger als im Inlandsgeschäft“, sagt Brink. Denn die ausländischen Importeure dringen häufig auf großzügigere Zahlungsfristen, als sie in Deutschland üblich sind.

Während es hier zu Lande im Schnitt 42 Tage dauert, bis eine offene Rechnung beglichen ist, muss der Mittelständler UTT Technische Textilien zum Teil bis zu 90 Tage auf sein Geld warten. Das Unternehmen aus dem bayrischen Krumbach stellt den Stoff für Airbags her und liefert ihn zur Weiterverarbeitung an Firmen in Osteuropa und Asien. Da inzwischen 70 Prozent des Umsatzes aus dem Export stammen, hat UTT sich für Auslands-Factoring entschieden. „Die gewonnene Liquidität hilft uns, wettbewerbsfähigere Konditionen mit Banken und Leasinggesellschaften auszuhandeln, wenn es um die Finanzierung neuer Investitionen geht“, erklärt Venere Krejza, Finanzchefin bei UTT.

Doch nicht jedes Exportgeschäft lässt sich mit Factoring unterlegen. „Die Factoring-Unternehmen sind nur bereit, Risiken zu übernehmen, die sie auch einschätzen können“, sagt Alexander Lau, Leiter des Referats Außenwirtschaftsförderung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages. Deshalb seien nur standardisierte Massenartikel geeignet. Für kompliziertere Produkte wie EDV-Systeme mit Servicedienstleistungen vor Ort ließe sich nur schwer ein Factoring-Unternehmen finden. Zudem decken die Factoring-Unternehmen nur das wirtschaftliche Risiko ab, nicht aber das politische. Firmen, die in politisch instabile Länder liefern, sind deshalb mit den Exportkreditgarantien des Bundes, den Hermes-Deckungen, besser beraten.

Zitat:

„Das Wachstum findet im Ausland statt“ – Franz Michel,Coface Finanz –

Bild(er):

Bei der Weltmesse 1939 in New York warb die National Cash Register Company mit einer haushohen Kassenskulptur – CORBIS/Bettmann

Quelle: Financial Times Deutschland


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