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Sicherheit zum Dumpingpreis

Posted By Patrick Hagen On 30. Juni 2006 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Auf dem Markt für Factoring tobt ein Preiskampf. Unternehmen können davon profitieren

Von Patrick Hagen Die schlechte Zahlungsmoral in Deutschland ist für viele kleine und mittelständische Unternehmen ein großes Problem. Noch immer zählen Forderungsausfälle zu den häufigsten Gründen für Firmeninsolvenzen. Aber nicht nur offene Rechnungen machen dem Mittelstand zu schaffen. Auch die zurückhaltende Kreditvergabe der Banken sorgt dafür, dass alternative Finanzierungsmöglichkeiten wie das Factoring boomen.

„Für den Mittelstand ist es wichtig, flexibel auf das veränderte Umfeld zu reagieren“, sagt Mario Ohoven, Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW). „Dabei wird Factoring immer interessanter.“ Bislang ist Factoring in Deutschland allerdings noch ein Nischenmarkt. Nach Branchenschätzungen setzen nur etwa 3500 Unternehmen Factoring zur Finanzierung ein.

Denn bei vielen Firmen hält sich das Vorurteil, Factoring sei zu teuer. Laut einer Studie der ABC Factoring, einer Tochter der Wehrhahn-Gruppe, fürchten 72 Prozent der 500 befragten mittelständischen Betriebe hohe Kosten durch Factoring. „Factoring ist nicht teurer als andere Finanzdienstleistungen“, sagt Helmut Karrer, Geschäftsführer der RBS Factoring, einer Tochter der Royal Bank of Scotland. Der Markt ist unter Druck geraten und die Preise fallen. „Der Wettbewerb wird schärfer“, sagt Karrer. Zudem sei es für den Mittelstand wieder leichter geworden, Bankkredite zu bekommen. Das wirke sich auf die Konditionen aus.

„Interessierte Unternehmen sollten eine Reihe von Factoring-Gesellschaften vergleichen und gut verhandeln“, rät BVMW-Präsident Ohoven. Denn die Bandbreite der Gebühren ist groß und reicht von 0,1 bis 5 Prozent des Rechnungsbetrags. In die Berechnung der Gebühr fließen die Anzahl der Rechnungen, Zahl und Bonität der Kunden sowie die Höhe der Forderungen ein. Hinzu kommen Zinsen für die in Anspruch genommene Finanzierung. Grundsätzlich zahlen große Unternehmen mit hohem Umsatz weniger Gebühr.

Große Institute wenden sich zunehmend an kleine und mittlere Unternehmen. „Die großen Factoring-Gesellschaften liefern sich einen Wettkampf um den niedrigsten Preis“, sagt Volker Ernst von der mittelständischen Ernst Factoring. Oft würden unrealistische Konditionen angeboten. „Es gibt bereits die ersten Angebote, in denen nur noch Zinsen und gar keine Gebühren verlangt werden“, sagt Ernst.

Nicht nur niedrige Gebühren machen Factoring attraktiv. Die Unternehmen werden unabhängiger von Banken und können durch ihre gestiegene Liquidität schneller bezahlen. Wenn die Factoring-Gesellschaft einen Teil der Buchhaltung übernimmt, entfällt auch der Aufwand für das Mahnwesen oder eine gerichtliche Durchsetzung der Forderung. Vorteile, die Elfi Wiesner zu schätzen weiß. „Factoring rechnet sich auch ohne Forderungsausfälle“, sagt die Inhaberin der Firma Personaldienste Elfi Wiesner in Hanau. Allerdings gebe es auch Kunden, die die Zusammenarbeit mit einer Factoring-Gesellschaft verweigern würden. Zwei ihrer Kunden hat sie deshalb aus dem Factoring herausgenommen.

Zitat:

“ „Der Wettbewerb wird schärfer“ “ – Helmut Karrer,RBS Factoring –

Quelle: Financial Times Deutschland


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