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Talanx verteidigt Gerling-Umbau

Posted By Herbert Fromme On 5. September 2006 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Vorstand Hinsch kritisiert im FTD-Gespräch „Renovierungsstau“ · HDI-Pharmageschäft geht an Swiss Re

Von Herbert Fromme, Köln Beim Kölner Versicherungskonzern Gerling hat sich in den letzten Jahren „ein erheblicher Renovierungsstau“ gebildet, den der neue Eigner Talanx angehen muss. Das sagte Christian Hinsch, Vorstandsmitglied der Talanx und Chef von HDI Industrie und Gerling-Konzern Allgemeine (GKA), im FTD-Interview. Gerling war 2002 wegen Großschäden und der Überexpansion vor allem im US-Markt in eine schwere Krise geraten. „Unter der Ägide von Björn Jansli ist es Gerling gut gelungen, das Schiff wieder flott zu bekommen“, sagte Hinsch. „Andere Dinge konnten während dieser Zeit aber nicht bereinigt werden.“

Talanx hat den Konkurrenten Gerling gerade übernommen und bereitet jetzt die Fusion der operativen Versicherer vor. Dabei will der Konzern die Zahl der Stellen von 16 800 um 1800 auf 15 000 senken. Die Schaden- und Unfallversicherung – Hinschs Ressort – wird vollständig in Hannover zusammengelegt, die Lebensversicherung in Köln. Die Fusion soll 2007 abgeschlossen werden.

Die Auflage der EU-Kommission, dass einer der beiden Versicherer die Pharma-Haftpflicht abgeben muss, hat Talanx inzwischen erfüllt, sagte Hinsch. Der HDI-Bestand von rund 50 Mio. Euro Beitrag werde von der Swiss Re übernommen. Gerling bleibe in dem Markt und habe rund 55 Mio. Euro Prämienvolumen.

„Viele Gerling-Mitarbeiter dachten, wir waren doch 2005 wieder da. Aber man hat nicht darüber geredet, dass es noch erheblichen Anpassungsbedarf gibt“, sagte Hinsch. So liege der Bruttokostensatz nur für die Industrieversicherung bei der GKA bei 21,9 Prozent der Beiträge, bei der Talanx-Tochter HDI bei 14,9 Prozent. Wolfgang Breuer, früher GKA-Chef und künftig für Privat- und Firmenkunden zuständig, sekundierte: Gerling habe bewusst zu große Holding-Strukturen vorgehalten. „Wir haben ohne Frage eine ganze Reihe von Altlasten.“

Nach Hinschs Angaben führen künftig 16 Vorstände in vier Gesellschaften die Schaden- und Unfallseite. „Davon stammen neun von der Talanx.“ Er lobte die Gerling-Belegschaft. „Die Qualität der Mitarbeiter ist in der Tiefe größer als bei HDI. Hinter jedem guten Mitarbeiter steht noch einer. Das ist bei HDI nicht der Fall, die Struktur ist flacher.“

Gerling muss zurzeit den Weggang einer Reihe wichtiger Mitarbeiter verkraften, unter anderem die Kernmannschaft der Haftpflichtabteilung, die zur Allianz wechselt. Hinsch glaubt, dass der Weggang im Wesentlichen mit dem Umzug der betroffenen Abteilungen nach Hannover zusammenhängt. „Das geben die Betroffenen natürlich ungern zu.“

Bei den Kunden stoße der fusionierte Konzern auf Unterstützung. So hätten 15 große Kunden gerade zugesagt, in der Vertragserneuerung 2007 die Anteile von HDI und Gerling an ihren Versicherungsverträgen unverändert zu lassen, obwohl sie jetzt zu einem Konzern gehören.

Bild(er):

HDI-Gerling-Manager Christian Hinsch (r.) und Wolfgang Breuer sehen viele Altlasten bei Gerling

Quelle: Financial Times Deutschland


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