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Rekordschaden für Versicherer

Posted By Herbert Fromme On 8. September 2006 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Großfeuer im Krefelder Walzwerk des ThyssenKrupp-Konzerns dämpft Hoffnung auf sinkende Preise

Von Herbert Fromme, Köln Ein Großfeuer in einem Walzwerk des ThyssenKrupp-Konzerns hat der deutschen Assekuranz den höchsten Feuerschaden in ihrer Geschichte beschert. Die Versicherer – unter ihnen HDI, Allianz, Zurich und XL – haben 325 Mio. Euro für den Schaden zurückgestellt. Damit erhalten Hoffnungen in der Industrie auf massive Preissenkungen in den Verträgen für das Jahr 2007 einen Dämpfer.

Das Feuer brach in den frühen Morgenstunden des 22. Juni im Kaltwalzwerk von ThyssenKrupp Nirosta in Krefeld aus. Über die Ursache für den Großbrand ist bisher nichts bekannt. Zerstörte Maschinen und Gebäude machen nach Assekuranzangaben nur ein Drittel des Schadens aus. „Der größte Teil stammt aus der Betriebsunterbrechung“, hieß es. Damit versichern Firmen den finanziellen Verlust, der aus dem Stillstand von Anlagen nach Feuern entsteht.

Die betroffenen Versicherer und ThyssenKrupp wollten nicht Stellung nehmen. „Gespräche zur Höhe des Schadens sind noch nicht abgeschlossen“, sagte ein ThyssenKrupp-Sprecher. Ein mit dem Fall vertrauter Versicherer sagte, dass sich bei Megaschäden die Gesamtsumme noch ändern könne. „Die Versicherer reservieren vorsichtig, oft stellt sich in der Abwicklung heraus, dass der tatsächlich gezahlte Schaden niedriger ist.“

Bei ThyssenKrupp hat das Feuer zu einer deutlichen Anhebung der Prämien geführt. Der Konzern schließt seine Verträge zum 1. Oktober ab, die meisten anderen Firmen zum 1. Januar. „ThyssenKrupp musste eine doppelt so hohe Prämie akzeptieren und einen Selbstbehalt, der statt 30 Mio. Euro künftig deutlich über 50 Mio. Euro beträgt“, sagte ein Insider. Der Konzern habe bisher knapp 30 Mio. Euro für seine Feuerversicherung pro Jahr gezahlt, ab Oktober sei es doppelt so viel.

Hoffnungen in der deutschen Industrie, bei den Verhandlungen für 2007 Preissenkungen um bis zu 30 Prozent aushandeln zu können, dürften kaum realisiert werden, hieß es in Versicherungskreisen. Infineon, einer der Konzerne, die auch zum 1. Oktober abschließen, habe aber eine Reduzierung um zehn Prozent erreicht.

Der Großschaden trifft die Versicherer unterschiedlich. ThyssenKrupp hat eine Feuerversicherung in mehreren Schichten oder Layern. Die ersten 30 Mio. Euro zahlt das Unternehmen selbst. In der Grunddeckung von 70 Mio. Euro, die die Strecke bis 100 Mio Euro absichert, ist Zurich der größte Versicherer mit 40 Prozent. Der zur Talanx gehörende Versicherer HDI deckt 27 Prozent und der Bermudaversicherer XL weitere acht Prozent. Das Layer von 100 Mio. Euro bis 300 Mio. Euro wird von einem Konsortium gedeckt, an dem HDI 27 Prozent, Allianz 20 Prozent und XL sowie Zurich je zehn Prozent halten. Bei dem Teil des Schadens, der 300 Mio. Euro überschreitet, ist XL mit 25 Prozent führend, beteiligt sind auch HDI mit 24 Prozent und Zurich mit 20 Prozent. Die meisten Versicherer haben einen Teil der Risiken rückgedeckt.

Bild(er):

Das Großfeuer im Kaltwalzwerk ThyssenKrupp Nirosta in Krefeld vom 22. Juni kostet die Industrieversicherer nach heutigem Stand 325 Mio. EuroEuro

www.ftd.de/versicherung

Quelle: Financial Times Deutschland


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