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Nichts istunmöglich

Posted By Herbert Fromme On 29. September 2006 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Herbert Fromme Zurich Financial soll vom US-Versicherer St. Paul gekauft werden, schreibt das Schweizer Magazin „Cash“. Die Meldung ist nicht neu, St. Paul dementiert erneut, aber die Zurich-Aktie steigt. Die Axa überschreitet bei der Münchener Rück die Schwelle von fünf Prozent, ab der sie eine Beteiligung anzeigen muss, und sorgt so für Gedankenspiele über die Zukunft von Ergo, der Erstversicherungstochter des zweitgrößten Rückversicherers der Welt.

Die allgemeine Übernahmefantasie im Markt hat eine neue Dimension erreicht. Vor zehn Jahren wäre eine Übernahme der Münchener Rück noch unmöglich erschienen – heute kann der von der Börse mit 29 Mrd. Euro bewertete Konzern da nicht mehr sicher sein. Dafür sorgen die Vermögenszusammenballungen bei wenigen Adressen. Die Hedge-Fonds dieser Welt verwalten rund 1225 Mrd. Euro, die Axa kommt auf 933 Mrd.Euro Euro, die Allianz auf 743 Mrd. Euro.

Vor allem die Hedge-Fonds suchen dringend nach Anlagemöglichkeiten. Vor der Übernahme und Zerlegung von Dax-Werten schrecken sie dabei keineswegs zurück. Die Taktik der potenziellen Opfer, durch hohe Gewinne den Kurs nach oben zu treiben und damit eine Übernahme schwerer zu machen, ging bisher selten auf – trotz Rekordgewinnen sind Rückversicherer immer noch verhältnismäßig preiswert.

Während die Münchener Rück sich ungern übernehmen lassen würde, sieht das bei Zurich Financial wohl anders aus. Vorstandschef James Schiro betont oft und gerne, dass sein Unternehmen jetzt „ein ganz normaler Versicherer“ geworden sei, ohne Altlasten und Spielereien wie eine eigene Großbank. In Finanzkreisen ist man sich einig, dass Schiro einen Käufer sucht. Ob das gerade St. Paul sein muss oder vielleicht doch lieber die etwas kräftigere American International Group (AIG), ist eine andere Frage. Gespräche soll es jedenfalls schon gegeben haben. Zurich ist in den USA und in Europa erfolgreich unterwegs, allerdings fast immer in der zweiten Reihe. Für AIG könnte ein Kauf attraktiv sein, um die Präsenz in der alten Welt auszubauen. Verdauungsprobleme dürfte der US-Gigant kaum haben. AIG war gestern an den Börsen 136 Mrd. Euro wert, Zurich Financial 28 Mrd. Euro.

Herbert Fromme ist Versicherungskorrespondent der FTD.

FROMME.HERBERT@FTD.DE

Quelle: Financial Times Deutschland


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