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Axa profitiert von Branchenumbau

Posted By Herbert Fromme On 9. Oktober 2006 In Archiv 2006-2012 | No Comments | Drucken

Neuordnung bei Allianz und Talanx nutzt Industrieversicherer · Interview mit Deutschlandchef Kurth

Von Herbert Fromme, Köln D ie Umstrukturierung in der deutschen Industrieversicherung hilft Axa Corporate Solutions (ACS), dem Spezialversicherer des Pariser Assekuranzkonzerns. „Allianz und Talanx sind mit sich selbst beschäftigt. Da ist die Servicequalität gegenüber vielen Kunden nicht so, wie sie sein sollte. Diese Chancen nehmen wir wahr“, sagte Deutschlandchef Jürgen Kurth im FTD-Interview.

Die Allianz führt gerade ihre Spezialunternehmen Global Solutions und Marine & Aviation zusammen, Talanx hat Gerling übernommen und fusioniert seine HDI-Töchter mit den Gerling-Versicherern.

Im Fall HDI-Gerling machten sich die Kunden Gedanken darüber, dass sie künftig ihre Risiken deutlich weniger gestreut haben, weil ein großer Anteil des Versicherungsschutzes bei einer Adresse liegt, so Kurth. „Das war Anfang 2006 noch kein Thema. Aber in der Vertragserneuerung 2007 wird es ein Thema.“

Zur Nutzung von Marktchancen gehöre auch die Übernahme von guten Mitarbeitern, die Gerling verlassen. Bisher waren es laut Kurth knapp zehn. Den Ruf, bei der Gehaltshöhe zurückhaltend zu sein, habe ACS zu Unrecht, sagte der Deutschlandchef. „Das mag daher stammen, dass wir nicht daran interessiert sind, jemanden mit 20 Jahren Gerling-Berufsleben einzustellen.“ Solche Mitarbeiter seien zu stark geprägt von einer bestimmten Unternehmenskultur.

ACS Deutschland ist nicht Teil des Axa Konzerns in Köln, sondern eine Niederlassung der Pariser Axa Corporate Solutions. Das Unternehmen kümmert sich nur um Konzernkunden, die mehr als 800 Mio. Euro Umsatz aufweisen und international arbeiten. „Das sind in Deutschland etwa 200“, sagte Kurth. „Für die ist unsere internationale Aufstellung interessant. Wenn wir ein DaimlerChrysler-Risiko auf dem Tisch haben, dann ist das durchaus vergleichbar mit Renault oder Peugeot, und wir können ähnliche Lösungen wie in Frankreich anbieten.“ ACS sei an langfristigen Beziehungen zu den Konzernen interessiert und investiere viel in den Risikoschutz. „Wir hatten Anfang des Jahres 50 Ingenieure weltweit, bis Ende des Jahres werden es 75 sein“, sagte Kurth.

Die Corporate-Solutions-Gruppe kommt weltweit auf 1,6 Mrd. Euro Prämieneinnahmen und liegt damit hinter dem Hauptkonkurrenten Allianz Global Corporate & Specialty, der rund 2,7 Mrd. Euro aufweist. Die 1300 ACS-Mitarbeiter erwirtschafteten 2006 ein Nettoergebnis von 72 Mio. Euro. Der Umsatz dürfte demnächst aber kräftig zulegen. Mit der Übernahme der Versicherungsgruppe Winterthur, die gerade vollzogen wird, kaufte die Axa auch das Industriegeschäft des Schweizer Versicherers, das sich vor allem auf dessen Heimatmarkt konzentrierte.

Das internationale Industriegeschäft hatte Winterthur schon 2001 an die XL-Gruppe verkauft. „In der Schweiz und in China gibt es sehr interessante Möglichkeiten aus der Winterthur-Übernahme“, sagte Kurth jetzt.

In Deutschland hat die Gruppe, die in dieser Aufstellung seit Anfang 2002 arbeitet, im vergangenen Jahr 288 Mio. Euro Bruttoprämien eingenommen. Sie hat 170 Mitarbeiter und erzielte 6 Mio. Euro Nettogewinn. Nach Talanx und Allianz sieht sich ACS etwa gleichauf mit Zurich Financial auf Platz drei der deutschen Industrieversicherung. Die Schaden- und Kostenquote in Deutschland betrug 2005 100,8 Prozent der Beitragseinnahmen. Für einen Euro Prämie gab ACS also 1,01 Euro für Schäden, Verwaltungs- und Vertriebskosten aus. Das ist ähnlich viel wie in der gesamten ACS-Gruppe, die bei 100,9 Prozent liegt. Die hohen Kapitalerträge sorgten dennoch für einen Gewinn. „Um die 100 Prozent erwartet unser Aktionär auch in schlechten Zeiten“, sagte Kurth.

Für die Vertragserneuerung 2007, die zurzeit beginnt, sagte Kurth eine durchschnittliche Preissenkung von fünf Prozent bis zehn Prozent in der Sachversicherung voraus, das sind vor allem Gebäude- und Maschinendeckungen. In der Haftpflichtversicherung sei der Markt nur „sehr wenig nachgiebig“. Preissenkungen von zehn Prozent und mehr, die Makler beobachten, könne er nicht nachvollziehen, sagte Kurth.

Zitat:

„Diese Chancen nehmen wir wahr“ – Jürgen Kurth, ACS Deutschland –

Bild(er):

Entschlossen: Jürgen Kurth ist Deutschlandchef des Industrieversicherers Axa Corporate Solutions. Er will neue Kunden gewinnen – Axa

Quelle: Financial Times Deutschland


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